Reviews

Ruphus

New born Day (Review-Serie: Teil 1)

Info Musikrichtung: Prog / Krautrock VÖ: 08.03.2019 (1973) (Karisma) Gesamtspielzeit: 42:02

Krautrock ist eine deutsche Pflanze, bzw. ein Etikett, das einer eher unbestimmten Gruppe deutscher Bands in den 70ern verpasst wurde. Dass einige nicht-deutsche Bands, wie z.B. die Ungarn Omega oder eben Ruphus aus Norwegen mit dazu gezählt wurden, lag daran, dass sie auf Labels erschienen, die die Heimat vor allem von Krautrock-Bands waren und dann auch auf entsprechenden Label-Samplern erschienen. Im Falle von Ruphus war das das legendäre Brain-Label. Stilistisch war der so genannte Krautrock eh nicht wirklich abzugrenzen.

Warum das aktuelle Label die Wiederveröffentlichungen von Ruphus vor allem Fans von Yes und Genesis ans Herz legt, geht mir nicht ganz ein. Ich höre in den Chören und der Orgel immer wieder Uriah Heep raus, und da for allem deren progressivstes Album Look at Yourself, das zugegbenermaßen starke Parallelen insbesondere zu Yes‘ Time and a Wordhat. Der dunkle weibliche Gesang, der leider nur in einigen Stücken auftaucht, lässt mit seiner bluesigen Röhre an Jutta Weinhold oder Inga Rumpf denken.

Aber – und insofern hat das Label Recht – die Vorstellung eines Mixes aus Heep und den dunklen Frauenstimmen reicht nicht aus, den Sound von Ruphus zu beschreiben. Da sind noch ruhigere, weiche, pastorale Elemente zu berücksichtigen, die – wenn man richtig auswählt – tatsächlich auch bei frühen Genesis-Alben zu finden sind.

In letzteren Kontext passt z.B. das softe „Scientific Ways“ mit seinen Flöten, oder auch der ruhige Abgesang „Day after Tomorrow“, mit seinem elysisch wirkenden weiblichen Chorgesang.

Völlig aus dem Rahmen fällt eins der Highlights des Albums. Proggig verschachtelt ist das kraftvolle „Still alive“ durch den packenden, fast poppigen Gesang, die Nummer, die am eindrucksvollsten im Gedächtnis bleibt.

Ein starkes Debüt einer Band, die sich später zu einer sehr eigenständigen Band innerhalb (oder auch nicht) der Krautrock-Szene entwickelt hat.

Norbert von Fransecky