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Paul Tynan

quARTet

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 03.05.2019 (Origin) Gesamtspielzeit: 40:19 Internet: https://paultynanjazz.com/ https://www.martinaweinmar.de/ http://originarts.com/

Heute stelle ich eine Platte eines kanadischen Jazzmusikers vor, das ist quARTet des Trompeters, Flügelhornisten und Kornettisten Paul Tynan. Ja, das Wort Kunst (ART) steckt bereits im Titel, und ich kann es nur unterstreiche, denn diese Musik ist große Kunst! Dabei ist dieses auch so zu verstehen, dass man diese Veröffentlichung als Gesamtkunstwerk betrachten sollte. Denn neben den vier Musikern werden im Booklet sechs verschiedene Künstler mit ihren Werken vorgestellt, das sind im Einzelnen Jennifer Sandquist, Michael Barton, Paul Vienneau, David Barnes, Chris Main und Elizabeth Tynan.

Wie Tynan im Booklet ausführt, habe ihn die Verwandtschaft zwischen Bild und Klang schon immer erfreut. So hat er versucht, die vorgestellten Bilder für dieses Projekt musikalisch umzusetzen. Wem also danach gelüstet, der sollte versuchen, sich die Beschreibungen zu den abgebildeten Kunstwerken durchzulesen und dabei die jeweilige Musik einwirken zu lassen. Ja, man kann das nachvollziehen, wenn man sich konzentriert darauf einlässt und sich vorstellen, dass diese jeweiligen Bilder Sprungbretter für die Kompositionen gewesen sein können. “What We've Left Behind“ halte ich in diesem Zusammenhang für ein gutes Beispiel einer solchen Inspiration.

“More Than Just a Single Road“, das startet grandios, ganz souverän, ganz locker, so, wie ich mir Jazz vorstelle, der sich auf die Tradition beruft, hier im Bereich des Hard Bop. Ein energisch zupackender Solist, Tynan mit einer vorwärts preschenden Vorstellung, dazu eine Rhythmusgruppe, die einfach swingt, wie Jazz swingen sollte. Kein verkopfter Jazz, hier wird leidenschaftlich gespielt, aus dem Bauch heraus, frech, fröhlich, elegant und dabei zupackend und gestaltend. Dem Drummer Baker zuzuhören, ist eine wahre Freude, treibt und drückt er die Musik doch nach vorn und fordert seine Mitspieler, dazu noch ein kurzes Solo, das einen Könner zeigt. Tynan erweckt in mir Assoziationen zu Tomasz Stanko und dessen Spielweise, also auch in der lyrischen Variante, wie sogleich “It's All We Have to Offer“ preisgibt.

Insgesamt ist dieses eine absolut gelungene kunstvolle Betrachtung und Ausführung von Jazz, der dadurch noch mehr Seele erhält, und das auf dem Boden der Tradition. Dabei nehmen die Musiker sämtliche Entwicklungen des Jazz seit dem Be Bop mit auf ihren Weg und nehmen auch Fusion-Elemente mit ins Boot. Das ist eine Platte mit sehr erfrischender Musik, der man unbedingt Aufmerksamkeit widmen sollte, es lohnt sich und die Musiker haben es verdient, entsprechend gewürdigt zu werden.

Wolfgang Giese