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Eric Dolphy

In Europe

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 22.3.2019(1961) Essential Jazz Classics (Debut) Gesamtspielzeit: 78:32 Internet: https://www.in-akustik.de/

Eric Dolphy weilte leider nur von 1928 bis 1964 auf dieser Welt, viel zu kurz für diesen sehr einflussreichen und sehr wichtigen Jazzmusiker. Nach „Lehrjahren“ in der Band des Schlagzeugers Chico Hamilton bildete er gleichermaßen seinen Stil aus durch Zusammenarbeiten mit Charles Mingus und John Coltrane, als er dort auch beeinflussend wirkte. Er spielte Querflöte, Altsaxophon sowie Klarinette, wobei sein Ausdruck auf der Bass-Klarinette wirklich beeindruckend war.

Einige Live-Aufnahmen machten besonders auf ihn aufmerksam, allen voran sicher die Aufnahmen im “Five Spot“ in New York, das war 1961. Doch nur zwei Monate später war Dolphy in Europa, und die Live-Stücke dieser Kompilation zeugen davon, was er am 8.September 1961 im Studentenforeningens Foredragssaal in Kopenhagen vorstellte. Bereits nach dem hart und schnell swingenden Auftakt kommt es schon zu einem Höhepunkt mit “God Bless The Child“ von Billie Holiday. Ganz solo auf der Bass-Klarinette trägt er diesen Klassiker mit absolut individueller Note vor. Sein Ausdruck vermag zu verzaubern und man wird unweigerlich in diese Welt hineingezogen, in der Dolphy das Thema anschneidet, variiert und mit den Stimmung spielt, freie Töne, die Hinwendung zu etwas Neuem, das war vorprogrammiert.

Das bemerkt man auch bei den Stücken mit Altsaxofon, auf denen immer eine Spur Charlie Parker durchschimmert, aber von Dolphy in eine neue Jazzwelt getragen. Neben dem typischen Hard Bop, ein grandioses Beispiel ist “Oleo“, hier erneut mit der Bassklarinette, zeigt der Musiker, dass es eigentlich drei Dolphys gab, den am Altsaxofon, dort am meisten der Tradition verpflichtet, den an der Bass-Klarinette, die Tür zum neuen Jazz weit aufstoßend, und den an der Flöte, den romantischen Musiker, wunderschön nachzuhören auf “Hi-Fly“, hier klingt so etwas wie eine Märchen- oder Zauberwelt durch, ein Faun spaziert durch die Gegend, weitere Waldgeister als Gesellschaft.

Die dänische Begleitband unterstützt den Musiker ganz nach seinen Vorstellungen und bietet eine tadellose Begleitfunktion. Einmal wird der Bass getauscht, denn der im Publikum sitzende Chuck Israels spielt mit dem Flötisten im Duo auf dem soeben genannten zauberhaften “Hi-Fly“. Aber der Zauber der Flöte funktioniert auch im Quartett mit dem Song “Glad To Be Unhappy“. Und auch auf per Altsaxofon gibt es stark emotionalen Ausdruck mit dem Song “Laura“. Endlich sind diese bisher auch einzeln erhältlichen Aufnahmen komplett auf dieser randvollen CD zusammengefasst, ein wichtiges Dokument eines Musikers in Höchstform!

Wolfgang Giese