Reviews
Far away but ever closer – Young Lithuanian Composers Abroad
Info
Musikrichtung:
Elektronische Komposition / Moderne Komposition / Avantgarde
VÖ: 15.02.2019 (MIC Lithuania) Gesamtspielzeit: 60:22 Internet: https://www.mic.lt/en/discourses/lithuanian-music-link/no-19-january-december-2016/edvardas-sumila-far-away-ever-closer-young-lithuanian-composers-/ https://www.mic.lt/en/news/2019/01/23/far-away-ever-closer-album-questions-notion-distan/ |
Mit Far away but ever closer liegt nun ein weiterer Sampler mit Musik von jüngeren Komponisten, Musikern und Künstlern aus Litauen vor. Dieser Sampler bezieht sich auf einen Zeitungsartikel mit demselben Titel von 2016, der sich mit der litauischen Szene in Zeiten der Globalisierung befasste. Und so fasst dieser Sampler Künstler zusammen, die zwar aus Litauen stammen, inzwischen aber längst in anderen Ländern leben oder arbeiten bzw. zumindest zwischenzeitlich mal im Ausland gearbeitet haben.
Dies sind für mich jedoch alles nur durchaus interessante Randnotizen zur Entstehung des Projektes, wichtig ist die Musik. Und hier bietet dieser Sampler neun sehr interessante Stücke von neun ebenso interessanten Künstlern, die zumeist im Bereich der elektronischen Komposition unterwegs sind.
Das beginnt mit dem kurzen “Armen“ von Andrius Arutiunion, das mit synthetischen Klängen aus den 80er Jahren und Geräuschsamples eine Mischung aus Krimes- und Horrorfilmmusik erarbeitet. Dieses Stück erinnert mich durchaus an die frühen Tage der Legendary Pink Dots. Das folgende “Delirium“ von Gediminos Zygus arbeitet mit dunklen elektronischen Sounds und sakralen, gesampelten Stimmen. Ein ebenso unheimliche wie betörendes wie beängstigendes Stück.
Mit “Nice to meet you“ von Jüra Elena Sedyte treffen wir dann auf ein weniger elektronisches Stück, hier liegen auf den elektronischen Sounds und der elektronisch erzeugten Pianospur verschiedene Streicher die einen verschrobenes Stück moderne Klassik Formen. Mit dem folgenden “Tracer“ von Donatos Tubutis folgt ein beachtliches Stück aus der Drone-Kunst. Der erzeugte elektronische Sound packt, insbesondere über Kopfhörer, den Hörer derartig, dass es mitunter schon an die Grenzen geht. Die knarrenden Klänge schwirren um den Hörer und lassen ihn nicht los. Man möchte den Kopfhörer am liebsten weglegen, doch irgendwie lässt der Sound das nicht zu und fräst sich langsam in das Hirn. Sehr intensives Stück.
Auch die Folgenden fünf Interpreten bieten abwechslungsreiche neue Musik aus Litauen. Und dies ist eben zu keiner Zeit in irgendeiner Weise mit der dort beheimateten Folkmusik verknüpft, sondern tief in moderner Kompositions- und Klangkunst verhaftet.
Die Geschichte hinter dem Sampler findet man unter den angegebenen Links. Den Zugang zu dieser entdeckungswürdigen Musik nur über intensiven Hörgenuss.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Armen – Andrius Arutiunion | 5:02 |
2 | Delirium – Gediminos Zygus | 2:58 |
3 | Nice to meet you – Jüra Elena Sedyte | 5:32 |
4 | Tracer – Donatos Tubutis | 6:01 |
5 | Intus – Juta Pronulyte | 8:53 |
6 | Going in – Justina Siksnelyte | 6:37 |
7 | v.o.l. – Aurimas Bavorskis | 10:26 |
8 | Digital Empathy – Aiste Noreikoite | 10:08 |
9 | Tender Volts – Vitulija Glovockyte | 4:08 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |