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Morrison–Williams

Morrison–Williams

Info Musikrichtung: Country / New Country VÖ: 08.03.2005 (Infinity Nashville) Gesamtspielzeit: 42:16 Internet: http://www.morrison-williams.com

Muss man sich immer einen Bandnamen geben, wenn sich zwei oder mehr Musiker zusammentun? Nein, denn spätestens seit dem Zusammenschluss der Herren Montgomery und Gentry wissen wir, dass die kommentarlose Zusammensetzung der Nachnamen der Bandmitglieder absolut ausreichend ist. Somit liegt auch hier der - sich bestätigende - Verdacht nahe, dass sich Mr. Morrison und Mr. Williams zusammengetan haben. Einigen Freunden der Countrytöne dürften die beiden Herren aus ihrer Zeit bei Perfect Stranger bekannt sein, mit denen sie einige Hits produziert haben. Jetzt haben sie sich also ausgeklinkt, um sich ganz ihrer Musik, die sie "progressive country" nennen, zu widmen.

Im Einzelnen:

Der Opener "My girl Friday", der als Appetithappen bereits als Vorabsingle auf den Markt kam, klingt jedoch noch nicht sehr progressiv, sondern ist straight gespielter und arrangierter Country-Pop der leichteren Art und nett anzuhören. "Fighting for love" kommt ein wenig aufwendiger daher und startet ruhiger, um im Verlauf Drive aufzunehmen, ohne die Stimmung zu verändern. Einige Elemente der Singer/Songwriter-Abteilung gestalten diesen Song anspruchsvoller im Ablauf. Wieder andere Soundelemente finden bei "Good day to die (The Alamo song)" Verwendung, denn die Mandoline und die traditionellere Spielart verbreiten mehr Texas-Feeling und finden so den passenden Background für eine derart traditionelle Geschichte.

Vom Sterben geht es direkt zur Liebe, denn "Beautiful regret" ist eine Liebeserklärung, die trotz des kräftigen Backgrounds und der rockigen Gitarre fast als Ballade durchgehen kann. Und wenn wir schon mal ruhiger geworden sind, behalten wir die Stimmung gleich bei. "Take me as I am" ähnelt von der Zusammensetzung (kräftige Instrumente bei ruhiger Geschwindigkeit) her seinem Vorgänger, obwohl er - eine der wenigen Ausnahmen - nicht aus der Feder von Clint Williams und Shayne Morrison stammt. Rockig geht es bei der Eröffnung von "Lookin´ at the sun" zu und man stellt sich auf einen Titel im Stil der Rolling Stones ein. Doch noch rechtzeitig hat man sich seines Genres erinnert und liefert einen Country-Popsong mit gelegentlichen Rockelementen ab, der Sprüche wie "Looking at you is like trying to stare at the sun" als rote Fäden hat. Schmeichelnd für die Damen und unter "Anmache" bei den Herren abzuheften.

"Preacher Michael" setzt auf Harmonie, beim Gesang ebenso wie bei der Begleitmusik, und zeigt eine geschliffenere Seite des Duos, die überaus angenehm anzuhören ist und leichte Anlehnungen an Harmoniegrößen wie Eagles und America aufweist. Bei "Lovin´ you is tough" fällt man jedoch wieder in alte Strickmuster zurück und hinterlegt einen halbwegs ruhigen Song mit kraftvollen Gitarrensounds, doch selbstverständlich werden auch diese Lieder von Morrison und Williams sehr gut umgesetzt. Bei "I still talk to you" meldet sich eine Akustikgitarre und läutet den nächsten Harmoniesong ein, meistens nur begleitet von Drums. So kennt man auch die Vorgängerband "Perfect Stranger" und hier erlebt man dann die logische Fortsetzung. Auch der letzte eigene Titel "Wonderful" schwimmt auf dieser Welle und präsentiert ein rundes Musikerlebnis mit einem Schwerpunkt auf der harmonischen Umsetzung. Der Gesang stimmt und auch die Begleitmusik unterstreicht dies Bemühen, bevor "Cover of the Rolling Stone" den Schlusspunkt unter das Album setzt. Leider kann man - auch bei ansonsten perfekter Umsetzung des Erfolgs von "Dr. Hook & the medicine show" - die Stimme von Ray Sawyer nicht kopieren. Aber es ist schön, den Song mal wieder zu hören.

Fazit:

Unter "Progressive Country" würde ich mir eher Musik im Stil von Big & Rich vorstellen. Das Album von Shayne Morrison und Clint Williams beinhaltet gut gemachten New Country mit Ambitionen im Pop- und Balladen-Bereich. Parallelen zu ihrer früheren Band Perfect Stranger sind durchaus hörbar. Es handelt sich hierbei zwar um kein Album, das in keiner Sammlung fehlen sollte, aber die Freunde der Countrymusik werden mit diesem Longplayer schon so einiges anfangen können, denn über mangelnde Qualität braucht sich hier niemand beschweren, und die Gesangsharmonien sind überaus hörenswert.

Lothar Heising