Reviews
R&B From The Marquee plus Blues From The Roundhouse
Info
Musikrichtung:
Blues
VÖ: 22.02.2019 ('57-'62) Soul Jam (Ace Of Clubs/77 Records) Gesamtspielzeit: 76:57 Internet: https://www.in-akustik.de/de/ |
Alexis Korner lebte vom 19. April 1928 bis zum 1. Januar 1984. Als Gründervater des britischen Bluesbooms der Sechziger ist seine Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen. Seine diversen Bandformationen galten darüber hinaus als Sprungbrett für viele wichtige britische Musiker, zum Beispiel Mick Jagger, Ginger Baker, Dick Heckstall-Smith, Charlie Watts, Cyril Davis, Jack Bruce, Brian Jones oder Duffy Power. Neben John Mayall ist er der „Vater des weißen Blues“, zumindest in Großbritannien. Indirekt kann man ihn durchaus als „verantwortlich“ zeichnen für Bands wie The Rolling Stones, The Pretty Things, Cream, Free oder Led Zeppelin.
Auf dieser neuen Kompilation sind zwei wichtige Alben des Musikers zusammengefasst worden. Die Tracks 1-12 umfassen R&B From The Marquee und die Tracks 13-20 die Platte Blues From The Roundhouse. Die Songs 21-26 sind als Boni hinzugefügt worden und stammen aus 1958 (#23-26), 1961 (#21) und 1962 (#22). R&B From The Marquee ist entgegen des Albumtitels keine Liveeinspielung aus dem Club, sondern wurde am 8.Juni 1962 in den Decca Studios in London aufgenommen. Blues From The Roundhouse hingegen ist eine Liveaufnahme aus dem Roundhouse in London, einem Pub in Soho, vom 13.Februar 1957.
Doch zunächst zu R&B From The Marquee: Neben Korner ist es wohl Cyril Davies, der eine entscheidende Rolle in der Gestaltung des Sounds spielte mit seinem auf die Tradition zurückgreifenden Mundharmonikaspiel, da höre ich sehr viel Sonny Boy Williamson II heraus. Den Gesang teilt er sich mit Korner und Long John Baldry und alle Drei hatten ihre besondere Eigenart des Vortrags. Davies trennte sich später von dieser Formation und starb leider bereits 1964 im Alter von 31 Jahren. Bei den Kompositionen gab es neben Fremdtiteln auch bereits einige Eigenkompositionen aller drei genannten Musiker. Stark am Original und sehr bluesbetont sind solche Songs wie “I Got My Brand On You“ (Muddy Waters) und zeigen, wie sehr es die Band verstand, das Feeling des Blues zu vermitteln. Korner’s spätere Hinwendung zu mehr Jazz-Einflüssen zeigt sich bereits bei seinen eigenen Songs, hier zum Beispiel “Finkle’s Cafe“, und Dick Heckstall-Smith spielte hier sicher auch eine wichtige Rolle. Und so ist die Bedeutung dieser Platte nicht hoch genug zu bewerten!
Blues From The Roundhouse, fünf Jahre früher und live, die Songs wurden als EPs veröffentlicht und erst später als ganzer Longplayer. “Leaving Blues“ ist ein Meisterstück von Cyril Davies, der hier singt und die 12-string-Gitarre spielt, verdammt authentisch klingt das, hervorragend! Und das gleiche gilt für die übrigen Songs, selbst die Klangqualität klingt so, als handele es sich um alte Aufnahmen aus dem Mississippi Delta. Bis auf einige Songs sind es Korner und Davies allein, die dieses Konzert bestritten. Entgegen der Marquee-Tracks hat man sich hier auch wesentlich älterer Blues-Originale bedient.
Mit dem britischen Folkie Davy Graham ist “¾ A.D.“ eingespielt worden, ein reiner Instrumentaltitel. Die letzten vier Songs aus 1958 sind ebenfalls in kleiner Besetzung entstanden, wiederum hervorragende Beispiele, wie sich Bleichgesichter den alten Titeln so authentisch nähern können, allein “Go Down Sunshine“ wurde von Korner neu arrangiert und zählte auch später noch oft zu seinem Live-Repertoire.
Trackliste
2 Rain Is Such A Lonesome Sound
3 I Got My Brand On You
4 Spooky But Nice
5 Keep Your Hands Off
6 (I Wanna Put) A Tiger In Your Tank
7 I Got My Mojo Working
8 Finkle’s Cafe
9 Hoochie Coochie
10 Down Town
11 How Long, How Long, Blues
12 I Thought I Heard That Whistle Blow
13 Leaving Blues
14 Rotten Break
15 Alberta
16 Roundhouse Stomp
17 Skip To My Lou
18 Good Morning
19 Boll Weevil
20 Ella Speed
21 3/4 A.D.
22 I’m Built For Comfort
23 Sail On
24 National Defence Blues
25 Go Down Sunshine
26 Death Letter
Besetzung
Cyril Davies (vocals - #3, 5-7, 9, 13, 15, 17-20, 22, 12-string guitar - #13, 15, 17-20, 26, harmonica, 6-string guitar - #24)
John Baldry (vocals - #2, 11, 12)
Spike Heatley (upright bass - #1-12, 22)
Keith Scott (piano - #1-12, 22)
Graham Burbidge (drums - #1-12, 22)
Dick Heckstall-Smith (tenor saxophone - #1-12, 22)
(probably) Big Jim Sullivan (guitar, backing vocals - #1-12, 22)
(probably) Teddy Wadmore (electric bass - #7)
Terry Plant (bass - #16, 17)
Mike Collins (washboard - #16)
Jim Bray (bass - #23, 25, 26)
Dave Stevens (piano - #24)
Davy Graham (guitar - #21)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |