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The Complete Nat Hentoff Sessions
Info
Musikrichtung:
Avantgarde/Free Jazz
VÖ: 20.07.2018('60,'61) Essential Jazz Classics(Candid) Gesamtspielzeit: 299:36 Internet: https://www.in-akustik.de/ |
Ein Mann wie ein Orkan. Der in New York geborene Pianist und Komponist Cecil Taylor lebte von 1929 bis 2018. Wenn es um Free Jazz geht, dann kommt man um ihn nicht herum. Einst hatte ich ihn live erlebt und war fasziniert von seiner Wildheit des Spiels am Piano. Der gute Yamaha-Flügel musste nach dem Konzert erst einmal neu gestimmt werden. Handkanten- und Ellenbogenbearbeitung waren neben dem konventionellen Pianospiel mit beiden Händen nicht unüblich. Dabei begann der Mann relativ zahm.
Seit dem fünften Lebensjahr mit dem Klavier vertraut, studierte er später Komposition und Harmonielehre, startete mit Rhythm & Blues und Swing, bevor seine Entwicklung 1956 den rechten Anschub bekam mit der Gründung der ersten Band. Dabei waren der Saxofonist Steve Lacy, der Bassist Buell Neidlinger und der Schlagzeuger Dennis Charles. “Jazz Advance“ war die erste Platte, die bereits den freien Weg vorzeichnete, auch 1956 veröffentlicht.
Später wurde der Musiker kurzfristig ansässig beim Plattenlabel Candid Records. 1960-1961 wurden dort etliche Sessions eingespielt und auf Platten veröffentlicht. All’ dieses finden wir auf dieser Vierer-CD The Complete Nat Hentoff Sessions, zusammengefasst wurden hier die Platten “Air“, “The World Of Cecil Taylor“, “Cell Walk For Celeste“ und “New York City R&B“. Die Musiker aus 1956 waren noch alle dabei, einige kamen noch hinzu, wie etwa der auch damals im Free Jazz rührige Archie Shepp.
Als Bonus (CD 4, #4-9) gibt es eine komplette Septett-Session von 1961, produziert von Creed Taylor und die 1957 Quartett-Aufführung des Pianisten beim Newport Jazz-Festival. Auf diesen Aufnahmen ist es bereits ausgeprägt, dieses Besondere an Taylor, der kompromisslos schien in seiner Ausgestaltung des freien Jazz, lange bevor andere Musiker folgen sollten. Energie, stark körperbetonte Spielweise, Verwendung weitflächiger Strukturen, Cluster, Polyrhythmik, sehr perkussiv oftmals. Aus dieser Musik strahlt Kraft, vielleicht auch Wut?
Dabei ist auffällig, dass sich stets auch Spuren von Blues einfanden in seinem avantgardistischen Umfeld, sowie durchaus auch lyrische Momente. Abstrakte Improvisation, wild treibende Rhythmen, die grundsätzlich freie Struktur von Jazz voll auslebend, so bieten sich alle hier versammelten Aufnahmen dem Hörer an. So manch Jemand, der sich erstmalig damit konfrontiert sieht, mag erstaunt sein, Manche vielleicht auch schockiert, oder ganz einfach fasziniert von dieser eruptiven Kraft. Dabei orientiert sich der Pianist hier noch relativ an der Tradition des Jazz, doch kann man diese frühen Aufnahmen bereits als Übergang zu solchen Platten wie das 1966 erschienene “Unit Structures“ betrachten. Im Wesentlichen ist es jedoch das Spiel des Protagonisten, das am „Modernsten“ aller Beteiligten strahlt. Oft swingt der Rhythmus noch im Hard Bop-Umfeld, ohne auszubrechen, außer bei einigen Titeln wie zum Beispiel “Port Of Call“ oder “Cell Walk For Celeste“.
Erstaunlich konventionell klingt hingegen das im Septett eingespielte “Things Ain't What They Used To Be“ von Duke Ellington. Das trifft jedoch auch auf die übrigen Titel dieser Session weitestgehend zu. Einen guten Vergleich bezüglich der Entwicklung kann man ziehen, wenn man den Bonus-Tracks aus 1957 lauscht. Hier befinden wir uns tatsächlich noch eher in einer Aufbruchstimmung, es brodelt jedoch bereits hinsichtlich dessen, was noch kommen sollte. Insgesamt eine tolle Werkschau zum Kennenlernen des frühen Taylor als Einstimmung zum späteren.
Trackliste
1 Air (Take 5)
2 Number One (Take 1)
3 Number One (Take 3)
4 This Nearly Was Mine
5 Air (Take 9)
6 E. B. (Take 2)
CD 2:
1 Lazy Afternoon
2 Air (Take 21)
3 Air (Take 28)
4 Air (Take 29)
5 Port Of Call (Take 2)
6 Port Of Call (Take 3)
7 Davis (Take 1)
8 Davis (Take 3)
9 O. P. (Take 1)
10 I Forgot
CD 3:
1 Cell Walk For Celeste (Take 1)
2 Cell Walk For Celeste (Take 3)
3 Cell Walk For Celeste (Take 8)
4 Section C
5 Jumpin' Punkins
6 Things Ain't What They Used To Be (Take 1)
7 Things Ain't What They Used To Be (Take 3)
8 Cindy's Main Mood
CD 4:
1 Jumpin' Punkins (Take 5)
2 Jumpin' Punkins (Take 6)
3 O. P. (Take 2)
4 Pots
5 Bulbs
6 Mixed
7 Johnny Came Lately
8 Nona's Blues
9 Tune 2
Besetzung
Archie Shepp (tenor sax, on “Air” and “Lazy Afternoon”)
Buell Neidlinger (bass)
Dennis Charles (drums)
Sunny Murray (drums, CD1, #2, 3)
Clark Terry (trumpet, CD 3, -#5-8, CD 4, #1-3)
Roswell Rudd (trombone, CD 3, -#5-8, CD 4, #1-3)
Steve Lacy (soprano sax, CD 3, -#5-8, CD 4, #1-3)
Charles Davis (baritone sax, CD 3, -#5-8, CD 4, #1-3)
Billy Higgins (drums, CD 3, -#5-8, CD 4, #1-3)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |