Reviews
Unseen Worlds
Info
Musikrichtung:
Elekltronische Musik / Experimental
VÖ: 18.01.2019 (Cargo) Gesamtspielzeit: 56:27 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Laurie_Spiegel https://www.discogs.com/de/artist/32206-Laurie-Spiegel |
Laurie Spiegel ist eine amerikanische Komponistin, geboren im Jahr 1945. Ihr Werdegang ist sehr interessant, denn zuerst studierte sie Sozialwissenschaften, um dann anschließend klassische Gitarre und Komposition zu studieren. Weiterhin erlernte Sie in ihrer Jugend Banjo, Gitarre und Mandoline. In den 70ern begann sie sich dann für elektronische Klangerzeugung und Komposition zu interessieren und entwickelte sich zu einer Pionierin der Computermusik.
In dieser Funktion komponierte sie etliche Werke und erdachte bzw. entwickelte auch die „Music Mouse“, ein intelligentes Instrument / Musikprogramm, das in den 90ern dann auch für den PC weiterentwickelt wurde. Und genau hiermit wurden die Kompositionen von Unseen Worlds 1991 komponiert und eingespielt. Und diese erscheinen nun erstmals auf Vinyl und zeitgleich auch neu auf CD und als Download. Das Programm das für diese Aufnahmen benutzt wurde, war für einen Macintosh mit 512 K Kapazität geschrieben – nur mal so am Rande.
Während dieses Programm zur kommerziellen Verwertung kam und zu den Grundsteinen für die heutigen Musikprogramme zählt, wurde das Album ein Megaflop. Dies lag nicht an der Musik, sondern an der Tatsache, dass das veröffentlichende Label in der Zeit der Veröffentlichung pleite ging und das Album deshalb erst 1994 in einer mehr oder weniger privaten Auflage auf dem eigenen Label Laurie Spiegels veröffentlicht wurde. So gesehen ist dies hier eigentlich die erste kommerzielle Veröffentlichung.
Was erwartet den Hörer? Die zwölf Stücke sind allesamt sehr düster und hymnisch zugleich. Der Klang umschließt den Hörer mit flächigen, dunklen Sounds. Bei diesen hymnischen Passagen wird man an dunkle Filmmusik erinnert. Perkussionen fließen sehr selten, wenn aber sehr wuchtig und fremdartig klingend ein. Sehr interessant klingen die einfließenden Samples der Saiteninstrumente. Ein wenig nehmen diese Aufnahmen spätere Cold-Wave- und Dark-Wave-Klänge voraus, erinnern aber gleichzeitig auch an Industrial- und Elektronik-Experimente der 80er. Erstaunlich ist der voluminöse und abwechslungsreiche Klang, der mit diesen alten Computern fast ohne Speicherkapazität erzeugt wurde.
Insgesamt ist dieses Album ein Meisterwerk früher Computermusik, verknüpft mit einem hohen Maß an Wissen über klassische Komposition. Und so kann man dieses Album ebenso als zeitgeschichtliches Dokument, wie auch als Inspiration für viele spätere Künstler wahrnehmen oder einfach nur die Augen schließen und sich in den elektronischen Sog hineinziehn lassen. Letzteres ist die beste, aber auch gefährlichste Variante, denn man wird nicht nur schöne Bilder vor die Augen bekommen.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Three Sonic Spaces I1:36 |
2 | Three Sonic Spaces II 3:22 |
3 | Three Sonic Spaces III 5:54 |
4 | Finding Voice 2:46 |
5 | The Hollows 4:52 |
6 | Two Archetypes: Hall of Mirrors – I 4:24 |
7 | Two Archetypes: Hurricane's Eye – II 3:35 |
8 | Sound Zones 8:08 |
9 | Riding the Storm 4:29 |
10 | Strand of Life ("Viroid") 1:21 |
11 | From a Harmonic Algorithm 2:55 |
12 | Passage 14:05 |
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |