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Les Nations (1726)
Info
Musikrichtung:
Barock Instrumental
VÖ: 25.01.2019 (Aparté / Harmonia Mundi / 2 CD / DDD / 2017 / Best. Nr. AP197 ) Gesamtspielzeit: 109:01 |
MUSIKALISCH VEREINTES EUROPA
Luftig, frisch und elegant durchgestaltet klingt diese Neueinspielung von François Couperins Triosonaten-Zyklus Les Nations. Kein Wunder: Mit Les Talens Lyrique und dem Cembalisten-Dirigenten Christophe Rousset sind ausgewiesene "Couperianer" am Werk, die ihre ausgefeilte Version eines musikalisch vereinten Europas pünktlich zum Beginn des Komponisten-Jubiläums vorlegen.
Couperin widmete seine vier umfangreichen Suiten den führenden Kunst-Nationen Europas - Frankreich, Spanien, Italien und dem Habsburger Reich - wobei er im Wesentlichen die Stilelemente der europaweit verbreiteten italienischen und der eigenen französischen Musiktrdation verschmolz. Musikfragen waren seinerzeit auch Machtfragen; in Frankreich war man der italienischen Musik, sozusagen als klingendes Symbol der Habsburger-Dynastie, lange Zeit in einer Art Hassliebe verbunden gewesen. Anfang des 18. Jahrhundert mochte man sich ihren Reizen aber nicht länger veschließen - wie gut, dass der römische Komponist Corelli einem barocken Klassizismus huldigte, der auch im auf noble Zurückhaltung bedachten Frankreich goutiert wurde und geradezu Referenzstatus erlangen konnte. So klingt vieles bei Couperin wie Corelli mit französischem Akzent bzw. umgekehrt.
Gegenüber der jüngst wieder aufgelegten Referenzaufnahme von Jordi Savall und "Hisperion XX" (1990) ist die neue Version insgesamt genauso fantasievoll-farbig mit Flöten, Oboen, Fagott und Streichern instrumentiert, aber lichter und etwas leichter im Ansatz. Wenn man so will: Savalls Version blickt gleichsam ins 17. Jahrhundert zurück; seine Version ist dunkler timbriert und auch in der Auskostung der Affekte barocker (oder sagen wir: italienischer). Bei Rousset und seinen lyrischen Talenten kündigt sich der Beginn einer neuen Epoche an: die intime, verfeinerte und verspielte Welt des Rokoko, ohne dass das Ganze sich nun gleich in oberflächlicher Tändelei ergeht. Dafür ist die Musik selbst oft zu melancholisch und elegisch, beschwört Stimmungen wie auf den Gemälden eines Watteau. Die stringente Durchformung der Musik und die klare Artikulation sorgen im Verbund einer großzügigen Kammerakustik dafür, dass der musikalische "Wettkampf" der Nationen zu Gunsten aller Beteiligter ausgeht und Couperins Sammlung auch nach 300 Jahren immer noch zu attraktivsten Schöpfungen dieser Epoche gehört.
Georg Henkel
Trackliste
Premier Ordre "La Francaise"
Second Ordre "L'Espagnole"
CD II: 55:10
Troisième Ordre "L'Impériale"
Quatrième Ordre "La Piémontaise"
Besetzung
Christophe Rousset, Cembalo und Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |