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Brahms, J. (Alsop)

Sinfonie Nr. 1 u. a.

Info Musikrichtung: Orchester VÖ: 24.01.2005 Naxos / Naxos SACD (AD 2004) / Best. Nr. 6.110077 Gesamtspielzeit: 72:19

Vierzehn Jahre benötigte Johannes Brahms für seine 1. Sinfonie, die 1877 uraufgeführt wurde. Vierzehn Jahre, in denen er sich an der Tradition und den großen Vorbildern Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann abarbeitete. Die ersten Takte gehören denn auch mit zum Eindrücklichsten und Mitreißendsten, was die Sinfonik des 19. Jahrhundert hervorgebracht hat: Das Orchester klingt mit mächtig brausenden Akkorden wie eine riesige Orgel in voller Registrierung, darunter setzt die Pauke einen unerschütterlichen Kontrapunkt.
Marin Alsop und das London Philharmonic Orchestra präsentieren diesen spektakulären Beginn energisch und mit klaren Konturen. Bei einem insgesamt eher maßvollen Tempo entfaltet sich dann die grandiose Landschaft des 1. Satzes zwingend und mit dramatischer Kraft. Zwar steht diese Einspielung hörbar in der klassischen sinfonischen Musiziertradition des 19. und 20. Jahrhunderts. Von daher gibt es keine grundsätzlich neuen Höreindrücke. Aber wo im Tutti sonst viele Details durch das samtig-wuchtige Streicherpastoso eingeebnet werden, können sich bei Frau Alsop die Holzbläser recht gut behaupten und ihre Reize ausspielen, vor allem im 2. Satz (wenn man vom übertriebenen Vibrato z. B. der Soloflöte einmal absieht. Für Brahms gehörte so was ins Kaffeehaus!). Die elegischen Steigerungen im poco allegretto e grazioso entladen sich schließlich im schwungvoll präsentierten Finale.
Auch bei den Zugaben zeigt die Dirigentin, dass ihr Brahms Orchestersprache nahe ist: Die Tragische Ouvertüre wird markant in Szene gesetzt, bei der Akademischen Festouvertüre halten sich sinfonische Pathos und augenzwinkernder Übermut die Waage.

Georg Henkel