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Die Übriggebliebenen / Valley of the leftovers - Soundtrack & more great stuff

Info Musikrichtung: Folk / Neofolk / Alternative / Country VÖ: 15.12.2018 (Cosirecords / The Lollypoppe Shoppe) Gesamtspielzeit: 37:25 Internet: http://www.lollipopeshoppe.bandcamp.com

Mit Soundtrack & more great stuff bringt das kleine Berliner Label The Lollipoppe Shoppe, welches sich hingebungsvoll um entdeckungswerter Musik, zumeist aus Ost-Europa kümmert, ein weiteres Schmankerl heraus. Diesmal handelt es sich um einen Soundtrack zu einem Film von Eike Weinreich & Alexej Hermann mit dem Titel Die Übriggebliebenen.

Diesen Film, der von einer Familie berichtet, die sich nach dem Tod des Vaters nach Jahren in dem Heimatdorf, welches jedoch sehr trostlos ist, treffen, möchte die Regisseure als Anti-Heimatfilm verstehen, was sich dann auch in den Ereignissen (ein Mord innerhalb der Familie geschieht) widerspiegelt, wird auch in der Interpretation der Musik deutlich nachgezeichnet. So taucht immer wieder ein altes Volkslied auf, welches sogar schon mal von Tony Marschall interpretiert wurde, “Köhlerliesel“. Dieses taucht dann auch in fünf Interpretationen auf dem Soundtrack auf.

Gleich die erste zu Beginn von Raindance Kid in einer Western & Country-Fassung. Das zweite Stück dieser Band ist ebenfalls im Country angelegt, jedoch als saubere Rockballade mit herrlicher Slide-Gitarre, aufwühlenden Streichern und glasklarer Produktion.
Allyssen Callerys Version der “Köhlerliesel“ ist in ihrer Mundart dann dem Original am nächsten, wobei die Gitarre sehr sauber und zurückhaltend gespielt wird. Ihr zweites Stück “Lyonesse“ ist dann eine luftige Psychfolk-Ballade, wunderbar auf der akustischen Gitarre vorgetragen. Dazu ihre helle Stimme, die mich durchaus an eine Hope Sandoval erinnert. Wunderschön.

Es folgt sogleich die nächste Version der “Köhlerliesel“, diesmal von Blind Joe Black, die ebenfalls eine am Country angelehnte Version bieten, die aber hier mit Banjo und Gitarre daherkommt. Sehr schön und wohl auch ironisch ist dann die Mundharmonika im besten Bob-Dylan-Stil. Für ihr zweites Stück “Down the Road“ haben sie sich mit St. Gallus Convention Tapes zusammengetan. Dieses zeigt ein völlig anderes Gesicht der Band, denn hier gibt es staubtrockenen Stoner-/Psychedelic-Track. Über schwerem Bass arbeitet sich die Gitarre mit schönen Effekten ab und liefert so einen Track der auch Colour Haze gut zu Gesicht stehen würde.

Kristina Jung liefert dann wieder einen völligen Stilwechsel mit ihrer “Köhlerliesel“-Version. In einer dunklen Neofolkversion arbeitet sie mit glasklarem Gesang, ebenso wie mit Sprechgesang. Die getragene Akustische ist unterlegt mit psychedelischer Elektronik und zum Abschluss wandelt sich diese Version in mächtigen Dark Wave. Eindeutig meine Lieblingsinterpretation, die mich an den Sound einer Band wie Orplid erinnert. Auch ihr zweites Stück “The North Water“ bewegt sich in diesen Gefilden. Mystische Gesangsamples und Elektronik führt in den glasklaren Gesang, untermalt mit akustischer Gitarre. Im Hintergrund arbeitet düstere Elektronik unheilvoll. Ein schöner, dunkler Track, richtig passend für diese Jahreszeit.

Die letzten beiden Tracks gehören dann Ryan Lee Crosby. Dieser bietet zunächst ein reines Countrystück mit “Tell me“ bevor er die letzte “Köhlerliesel“-Version anstimmt. Diese kommt mit einer schwebenden Slidegitarre als rein instrumentaler Track völlig ohne weitere Instrumente aus.

Ein sehr spannender und unterhaltsamer Soundtrack, der sofort auch Interesse an dem Film verursacht und zeigt, wie unterschiedlich man Musik interpretieren kann.

Wolfgang Kabsch