Reviews
Decidophobia
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 05.10.2018 (Challenge) Gesamtspielzeit: 51:11 Internet: https://maikkrahl.com/ https://www.jazzthing.de/ https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Ein eindringliches repetierendes Intro auf dem Fender Rhodes, federnd und dezent rockendes Schlagzeug, und dann setzt die cool gespielte Trompete von Mark Krahl ein. Der Musiker wurde 1991 in Bautzen geboren und spielt seit dem achten Lebensjahr Trompete. Decidophobia ist sein erstes Album. Ansonsten musiziert Krahlauch zusammen mit Unit 5 und dem Subway Jazz Orchestra.
Warum wohl dieser Albumtitel? Decidophobie ist eine spezifische Angststörung und beschreibt die Angst vor Entscheidungen, und davor, durch sie Fehler zu begehen. Nun, mir ist nicht bekannt, wie sich der Entwicklungsprozess vor dem Entstehen dieser Platte dargestellt hat, aber letztlich sind die Würfel gefallen, eine Entscheidung wurde getroffen und das Debütalbum liegt nun vor. War es ein Fehler, es genauso zu veröffentlichen? Gern will ich bei der Entscheidungsfindung behilflich sein. Krahl selbst dazu: Vor allem als Jazzmusiker ist man gezwungen, ständig Entscheidungen zu treffen. Alles, was man tut, hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Band, auf den Charakter des Stückes. Man kann sich nicht auf irgendwelchen Mechanismen ausruhen. Es geht darum: Mit welchen Musikern nehme ich auf, welche Stücke kommen auf die Platte?.
Geholfen hat möglicherweise auch, dass diese Platte in der Serie “JazzThing, Next Generation“, erschienen ist, immerhin die 75. Veröffentlichung dieser Reihe der Jazz-Zeitschrift in Verbindung mit Challenge Records. Denn gerade in diesem Rahmen werden stets sehr vielversprechende Talente vorgestellt, und das sollte grundsätzlich schon einmal Auszeichnung genug sein und alle Zweifel aus dem Weg geräumt haben. Darüber hinaus spricht die Musik eine klare Sprache, strotzt sie doch von hoher Qualität und Individualismus. Neben den gelungenen Eigenkompositionen des Trompeters sind es im Fluss der einzelnen Songs stets interessante und unerwartete Einfälle, die für Aufhorchen sorgen. Dieses ist in der Tat mit einem ganz frischen Anstrich, gottlob gar nicht so akademisch ausgeprägt wie leider zu oft, keine verkopften Ausprägungen, sondern frisch und emotional im Ausdruck, leicht und unbeschwert wirkend, mit einer dezent agierenden Rhythm Section und gelegentlichen Überraschungen, wie zum Beispiel gleich im ersten Song die verzerrte Trompete mit einem satten und frechem Ansatz.
Seine Art, Trompete zu spielen, lässt darauf schließen, dass Krahl die Musik einiger Vorbilder integriert hat, solche Klassiker wie Chet Baker, Kenny Dorham, Clifford Brown oder Louis Armstrong mögen in seinem Spiel durchaus Einzug gehalten haben. Auf moderne und individuelle Art setzt er diese Einflüsse um und gewinnt dadurch ein gewisses Profil, mit einem sehr weich klingenden Ton. Die anderen Solisten stehen dem Leader in nichts nach hinsichtlich Virtuosität und Originalität, Krahmer am Fender Rhodes und Müller an der Gitarre setzen mit ihren entsprechenden Beiträgen wichtige Akzente. So kann ich letztlich guten Gewissens bescheinigen, dass die Wahl, diese Art modernen Jazz zu spielen, eine gute war und vielleicht auch eine mutige.
Trackliste
2 Demian (8:11)
3 Number 3 (6:28)
4 Via Metauro (7:07)
5 It Happened To Me (5:10)
6 Ombrophily (7:17)
7 Decidophobia (8:18)
Besetzung
Constantin Krahmer (Fender Rhodes - #1, 5, 6)
Bruno Müller (guitar - #2, 3, 4, 7)
Oliver Lutz (bass)
Hendrik Smock (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |