Reviews
Misha Tsiganov
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 05.10.2018 (Criss Cross) Gesamtspielzeit: 64:29 Internet: https://mishajazz.com/ https://www.challengerecords.com/home https://www.crisscrossjazz.com/index.html |
Der russische Pianist Misha Tsiganov wurde in St.Petersburg geboren als Sohn eines Bildhauers und einer Musiklehrerin, die Neigung zur Kunst war wohl vorbestimmt. So spielte der junge Misha bereits mit sechs Jahren Klavier und graduierte später am Mussorgsky College Of Music. 1993 siedelte er nach New York über, nachdem er einer zwei Jahre zuvor ausgesprochenen Einladung zum Studium am berühmten Berklee College Of Music in Boston Folge leistete.
Der Besuch zahlreicher Jazz-Festivals und das Zusammenspiel mit vielen anderen berühmten Musikern formten seinen Stil ständig. Playing With The Wind ist das dritte Album des Pianisten für das Label Criss Cross. Vier eigene Kompositionen stehen vier Fremdtiteln und einer russischen Volksweise gegenüber. Hierbei kam ihm sicher zugute, dass ihm bei dem Volkslied sein Landsmann Alex Sipiagin zur Seite stand. Denn sie hauchen dem Song die folkloristische Seele authentisch ein, mit dem gewissen Hauch an Melancholie.
Die anderen drei Mitstreiter fügen sich mit den Beiden harmonisch ein in das Gesamtbild, virtuos sind ihre Beiträge, sehr elegant und auf hohem Niveau. Im Kern ist die Musik eine moderne Ausrichtung des Hard Bop, und wenn man zugrunde legt, dass zwei Kompositionen von Wayne Shorter herangezogen wurden, dann kann man direkt auf dessen Stil als Beschreibung der Songs der Platte zurückgreifen. So, wie Shorter bereits in den Sechzigern seine Musik gestaltete, so findet man schnell Assoziationen, um sich in etwa vorzustellen, welchen Sound man hier erwarten kann. Aber Tsiganov geht noch weiter. Im zweiten Stück, “Mama“, entdecke ich bereits Ansätze der Musik von Miles Davis, die dieser in den späten Sechzigern (auch mit Wayne Shorter) vorlegte, die ersten Ausprägungen von Fusion sind zu entdecken, und so erinnert mich der Drummer Dan Weiss gelegentlich auch an den damaligen Schlagzeuger Tony Williams.
So ist Playing With The Wind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man den Sound der Sechziger in die Neuzeit transportieren kann und einen sehr modernen, der Tradition verpflichteten und sehr unterhaltenden hochwertigen Jazz spielen kann, mit ganz viel Seele und Emotion. “Orange Dream“ ist ein sehr gutes Beispiel für den hohen Level an Gefühl, dass man mit modernen Elementen und Ideenreichtum verknüpfen kann, ein sehr berührendes Stück mit absolutem Zuhör-Faktor. Aber das käme den übrigen Songs nicht gerecht, einen speziellen hervorzuheben, denn allesamt sind sie gelungen.
Trackliste
2 Mama (Misha Tsiganov) (7:35)
3 Witch Hunt (Wayne Shorter) (7:28)
4 Orange Dream (Misha Tsiganov) (8:36)
5 Dream Catcher (Misha Tsiganov) (1:46)
6 Cry Me A River (Arthur Hamilton) (8:35)
7 Virgo (Wayne Shorter) (7:57)
8 To Ne Veter Vetku Klonit (Russian Folk Song) (7:56)
9 The Very Thought Of You (Ray Noble) (8:30)
Besetzung
Alex Sipiagin (trumpet, fluegelhorn)
Seamus Blake (tenor sax)
Matt Brewer (bass)
Dan Weiss (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |