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Reviews

Luchesi, A. (Columbro)

Requiem


Info

Musikrichtung: Klassik

VÖ: 24.02.2005

Tactus / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2003, live) / Best.nr. TC 741201)

Gesamtspielzeit: 58:45

Internet:

Tactus

TRAUERSPIEL

Andrea Luchesi (1741-1801), Schüler Padre Martinis, sollte ab 1774 venezianischen Glanz an den kurfürstliche Hofe zu Bonn bringen. Seine ersten musikalischen Sporen hatte er sich da schon in Venedig verdient. Vor allem seine virtuose Begabung auf dem Cembalo fand allgemein Bewunderung, auch bei Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, die Luchesi 1771 spielen hörten. Es bleibt zu hoffen, dass Wolfgang Amadeus die Requiem-Vertonung, die Luchesi im selben Jahr komponiert, nicht kennengelernt hat. Sie dürfte Mozart jun. wenig Freude bereitet haben. Geschrieben hat Luchesi diese Totenmesse aus Anlaß der Trauerfeierlichkeiten für den spanischen Gesandten in Venedig, den Grafen von Montealegre. Das Werk besteht nur aus Introitus, Kyrie und Sequenz (Dies irae). Der Komponist zeigt sich darin unentschlossen, ja aufgerieben zwischen den Zeitstilen. Von der alten Schule des Padre Martini hat er sich noch nicht freigeschwommen, von den modernen Einflüssen, bis hin zur Mannheimer Schule finden sich nur desintegriert wirkende Versatzstücke. Dabei verfügte Luchesi durchaus über thematischen Einfallsreichtum und die Begabung zum kantablen Satz.
Seine Ideenlosigkeit macht sich vielmehr bei der weiteren Behandlung des Themas und bei der einfarbigen Orchestrierung bemerkbar. Besonders unangenehm jedoch fällt Luchesis Desinteresse am Text auf, den er vertont. So kommt es, dass der Tag der Rache (Dies Irae) sanft säuselnd beginnt, dass der König schrecklicher Gewalten (Rex tremendae) wie ein Kuscheltier daherkommt, und dass sich bei der Hoffnung auf Vergebung (Qui Mariam absolvisti) plötzlich dröhnende, düstere Dramatik breitmacht.

Dies alles würde für sich genommen schon kein Meilenstein der Musikgeschichte sein. In Kombination mit der völlig unbefriedigenden Ausführung, die hier beim Festival "Lodoviciano di Viadana" in Italien 2003 mitgeschnitten wurde, ergibt sich aber leider eine Weltersteinspielung, ohne die die Welt um keinen Deut ärmer wäre. Vor allem der Chor (Coro Civico "M. Boni" di Viadana) ist intonationsschwach, in den Einsätzen unsauber, in den Höhe kraft- und tonlos, dazu völlig uninspiriert. Da kann das auf Originalinstrumenten recht ordentlich spielende Orcvhestra Barocca di Cremona nicht wirksam gegenhalten. Überdies liefern auch die Solisten eine in weiten Teilen allenfalls mittelmäßige, teils indiskutable Leistung ab; letzteres gilt vor allem für die Sopranistin Nadia Mantelli.
Schließlich trübt noch ein dumpfes, verschwommenes Klangbild das (zweifelhafte) Vergnügen an der CD.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1 Sinfonia in c-moll (dalla Passione die N.S. Gesù Cristo)
2-15 Requiem e Dies irae (1771)

Besetzung

Nadia Mantelli, Sopran
Alessandra Vavasori, Alt
Emanuele D´Aguanno, Tenor
Francesco Azzolini, Bass

Coro Civico "M.Boni" di Viadana

Orchestra Barocca di Cremona

Ltg. G. Battista Columbro
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
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