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Karl Seglem & Christoph Stiefel Group

Hopp (And Smile!) / Monsterjazz

Info Musikrichtung: Avantgarde-Jazz VÖ: 07.09.2018 (Challenge) Gesamtspielzeit: 60:01 Internet: http://www.karlseglem.no http://www.christophstiefel.ch/ https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/

Vom norwegischen Saxofonisten Karl Seglem hatte ich vor kurzem erst eine neue Veröffentlichung vorliegen, das war “Nunatak, eine Erzählung“, jüngst im Oktober des Jahres erschienen. Einen Monat vorher lag bereits diese Doppel-CD von, Hopp (And Smile!) / Monsterjazz. Doch Seglem ist hier nicht der allein Beteiligte, denn der Schweizer Pianist Christoph Stiefel trägt die Verantwortung mit für dieses ungewöhnliche Doppel-Pack.

Neben Seglem, der neben dem Saxofon wieder auf Ziegen- und wohl sonstige Hörner zurückgreift und Stimme und Perkussion beisteuert, sowie Stiefel am Piano, auch präpariert, spielt der Vokalbeitrag von Jullie Hjetland Jensen eine sehr wichtige Rolle, und mit oder ohne Text gestaltet sie von zarter bis wütender Atmosphäre viele verschiedene Stimmungen.

Hopp (And Smile!) ist die erste CD. Sie basiert zwar auf der Erfahrung von Musik für Kinder, richtet sich aber explizit an den erfahrenen Hörer, der die spontane Empfindung auch schon bewusst zu fokussieren weiß. So wird es im Booklet entsprechend ausgeführt. Weiter heißt es dort: Die Klarheit des spielerischen Verlaufs ist mindestens ebenso wichtig wie der unmittelbare expressive Impuls.

Zur zweiten CD, Monsterjazz, wird ausgeführt: Die zweite CD enthält das Monsterjazz-Programm für Kinder. Dieses schrill verspielte Programm erweckt das Gefühl, man würde in einer riesigen alten Holzkiste mit bunten Murmeln wühlen. Was mag sich unter dem Sichtbaren verbergen? Das Bekannte triggert das Unbekannte, und wenn sich das Unbekannte in Bekanntes transformiert, wartet unter der Oberfläche ein neues Unbekanntes.

Beide CDs sind als Gesamtwerk zu betrachten: Es sind zwei Projekte in einem, nur CD 1 ist für Leute, die bewusst auf die Musik zugreifen, und CD 2 eher für junge Hörer, die sich unbewusst aus Neugier darauf einlassen wie auf einen Schuhkarton voller Buntstifte, eine Spielzeugautobahn oder einen Ringkampf im hohen Gras. Aber erst gemeinsam ergeben sie ein Ganzes.

Und so klingt es dann auch sehr verspielt, wenn Jullie im ersten Song über improvisierten Instrumentalklängen ihre stimmliche Präsenz stetig steigert, ständig den gleichen Text verwendend. Langsam scheint sich ein Song zu formieren, diese Stimmung ist in der Tat sehr fordernd, man benötigt offene Ohren und Toleranz für den Umgang dieser unterschiedlichen Ausprägungen zwischen Improvisation und harmonisch-melodischen Passagen. Während das Saxofon massiv improvisiert, perlen wilde Pianotupfen, einem ungleichmäßigem Regenschauer gleichend, dazu und bringen zwei verschiedene Stimmungen zusammen.

Ja, hier wird intensiv gespielt, etliche Gemälde geschaffen, einige Stile beinhaltend, abstrakt, impressionistisch, expressionistisch, action painting, aber auch mal naiv anmutend werden die Pinsel geschwungen. Diese Musik stellt eine große Herausforderung für Hörer dar, sie ist nicht einfach zu konsumieren. Wesentlich verspielter erscheint mir die 2.CD, die einzelnen Titel werden stets durch kurze Skizzen von geringer Spieldauer ergänzt, Jullie erweitert ihr „Vokabular“ noch kräftig, sie gluckst, quietscht, schnarrt, piepst, ja, nun sind sie alle losgelassen, die kleinen Monster, Trolle, Waldgeister und was noch so alles herumspukt. Die beiden CDs sind ein idealer Spielplatz für alle Hörer/innen, die sich ihr kindliches Gemüt bewahrt haben und hinter jeder Ecke noch Abenteuer und Spannung erwarten, hier lauert es in jedem einzelnen Stück der Platten. Die Musik ist ein klarer Ausdruck von Suche nach neuen Klängen und Erfahrungen.

Wolfgang Giese