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Geistliche Konzerte
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 01.04.2005 Christophorus / Note 1 (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. CHR 77276) Gesamtspielzeit: 68:31 Internet: Christophorus |
WEGBEREITER
Dass J.S. Bach keine aus dem musikalischen Nichts erwachsene Figur der Geschichte ist und wir daher gut daran tun, den Blick auf sein Umfeld und seine musikgeschichtlichen Wurzeln zu richten, ist eine Erkenntnis, die noch nicht lange Früchte trägt. Daher ist der Katalog mit Aufnahmen der Werke von Bachs Vorgängern im Amt des Leipzigers Thomaskantors nicht eben reich bestückt. Immerhin: Ein wenig haben wir schon kennenlernen dürfen von der Musik Sebastian Knüpfers (1633-1676), Johann Schelles (1648-1701) und Johann Kuhnaus (1660-1722), in deren Fußstapfen Bach schließlich 1723 trat.
Knüpfer dürfte dabei der am wenigstens bekannte Komponist unter diesen dreien sein. In seiner Musik wird die stilistische Nähe zu Heinrich Schütz noch besonders deutlich. Wie jener verwendet auch Knüpfer italienische Elemente in der Art Gabrielis, legt zugleich aber viel Wert auf eine abwechslungsreiche Instrumentierung. Dabei heraus kommen jedoch nicht etwa prachtvolle, schwelgerische Kompositionen, sondern solche, bei denen das Wort unverändert Mittelpunkt bleibt, die Musik hingegen mal unterstützendes, mal (v.a. in den Ecksätzen) aufwertendes Ornament ist. Textverständlichkeit, Verdeutlichung von Sinneinheiten und Wortbedeutungen, dazu ein strenger, konventioneller Satz, das sind die Charakteristika dieser Geistlichen Konzerte.
Das Johann Rosenmüller Ensemble unter Leitung von Arno Paduch nimmt sich dieser Musik einmal mehr äußerst sensibel an. Die große Geste vermeidend verleihen die Sänger der Musik mit schlanker Tongebung größtmögliche Transparenz und Artikulationsklarheit. Ganz im Sinne der protestantischen Kirchenmusikidee bekommen die Konzerte so die Aura schlichter, aber kunstvoll eindringlicher Andachtsmusik.
Die Instrumentalisten (darunter stellenweise auch Zink, Posaune und Dulzian) üben sich entsprechend in Zurückhaltung und begnügen sich damit, den Gesamtklang immer wieder neu und anders einzufärben, ohne selbst allzu sehr in den Vordergund zu treten.
Die geschickte Auswahl der Stücke gibt dabei einen guten Überblick über Knüpfers stilistische Bandbreite und seine durchaus wegweisenden Ideen von der Choralkantate bis zur dialogische Komposition, vom ungewöhnlichen Einsatz der Ciaconna bis hin zur lautmalerischen Sturmszene.
Sven Kerkhoff
Trackliste
2 De profundis clamavi 07:23
3 Lauda Jerusalem 11:07
4 Nun dancket alle Gott 08:13
5 Herr, hilf uns, wir verderben 04:12
6 Ecce quam bonum 07:31
7 Was werden wir essen 10:42
8 Herr Christ der einig Gottes Sohn 09:00
Besetzung
Ltg. Arno Paduch
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |