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Die romantische Violine
Info
Musikrichtung:
Romantik / Kammermusik
VÖ: 03.03.2005 Acanthus / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. 20 003) Gesamtspielzeit: 67:04 Internet: Kunsthistorisches Museum Wien |
EIN MUSEUM ERWACHT ZUM LEBEN
Wer Wien besucht, für den ist die Hofburg ein Muss. Und so strömen die Touristenscharen zur Schatzkammer, zum Sissi-Zimmer und ins Hofburg-Cafe. Wer aber in der Neuen Burg den rechten Eingang wählt, findet sich recht einsam und verlassen in den prachtvollen Gängen wieder. Man sollte sich davon nicht irritieren lassen, denn die Schätze, die sich hier finden, sind um nichts weniger kostbar und beachtlich, als Goldschmuck und Tafelsilber. Es ist die Sammlung historischer Musikinstrumente, die von der prähistorischen Flöte bis zum Synthesizer einen spannenden Querschnitt durch die Musikgeschichte präsentiert. Bei den meisten ausgestellten Instrumenten gibt es über den Audio-Guide auch ein kurzes Klangbeispiel.
Wirklich spannend und anregend werden die Instrumente aber natürlich erst, wenn sie tatsächlich gespielt werden und zwar mit der Musik ihrer Epoche.
Das ist den Verantwortlichen der Sammlung nicht entgangen und so präsentieren sie nunmehr schon die dritte CD einer entsprechenden Reihe. Nach "Leopold Mozarts Violine" und der Vorstellung von "Jacob Stainers Instrumente(n)" hat man sich diesmal zur Romantik vorgewagt. Naturgemäß ist uns der Klang der Instrumente hier schon näher und vertrauter, als bei solchen, aus frühbarocker Zeit. Es zeigt sich aber einmal mehr, dass es doch noch entscheidende Unterschiede zum modernen Instrumentarium gibt, und dass bei einer um Authentizität auch in dieser Richtung bemühten Wiedergabe ein anders gefärbtes Klangbild entsteht.
Die hier verwandte Violine ist allerdings schon auf den modernen Konzertbetrieb ausgerichtet: Ihr volumenreicher, dennoch strahlkräftiger Ton füllt auch größere Säle.
Um hier gegenhalten zu können, bedarf es einen Tasteninstruments, dass sich ebenfalls durchzustezen vermag. Der Hammerflügel von Johann Baptist Streicher erweist sich insoweit als ideal. Mit seiner oberschlägigen Mechanik tönt er gleichfalls kraftvoll und bietet der Violine ebenbürtige virtuose Möglichkeiten. Ihm fehlt aber die Schärfe, die bei unseren heutigen Flügeln oft zu finden ist.
Im Zusammenspiel dieser beiden Instrumente entsteht ein höchst sinnlicher, kantabler Klang, wie er für die romantische Kammermusikliteratur nicht angemessener sein könnte.
Sergiu Luca und Brian Connelly sind erfahren genug, um die damit eröffneten Möglichkeiten umfassend zu nutzen und Werke, wie Instrumente souverän zu präsentieren. Eine besonders schöne Idee war es dabei, die drei Romanzen Robert Schumanns jenen seiner Frau, Clara Schumann, gegenüberzustellen.
Hinzu kommt die populäre F.A.E.-Sonate, die als "Gemeinschaftsproduktion" dreier Komponisten anschaulich zeigt, wie jeder auf seine eigene Art die Möglichkeiten des zeitgenössischen Instrumentariums und des Zeitstils auszuloten wußte.
Insofern ist eine CD entstanden, die den musikhistorisch Interessierten genauso faszinieren wird, wie die Freunde romantischer Kammermusik.
Sven Kerkhoff
Trackliste
4-6 R. Schumann: 3 Romanzen f. Violne und Klavier, op. 94
7-9 Clara Schumann: 3 Romanzen f. Violine und KLavier, op. 22
10-13 F.A.E.-Sonate (Dietrich/Schumann/Brahms)
Besetzung
Brian Connelly, Hammerflügel (Instrument: Johann Baptist Streicher, Wien, 1840)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |