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Die Csárdásfürstin
Info
Musikrichtung:
Operette
VÖ: 03.01.2005 Naxos / Naxos (2 SACD (AD: 2002) / Best.nr. 6.110075-76) Gesamtspielzeit: 113:37 Internet: Naxos |
TANZEND IN DEN UNTERGANG
Dass diese Operette, in der man von der "Weltmisere" nichts wissen will und nicht sicher ist, "wie lange der Globus sich noch dreht", 1915 zum ersten Mal über die Bühne ging, mag man heute kaum glauben. Aber während an den Fronten schon der 1. Weltkrieg tobte, feierte man sich in der Hauptstadt der k.u.k-Monarchie hiermit noch einmal selbst, vernebelte sich mit Csárdás, Walzer und Polka die Sinne. Und ein verführerisches Betäubungsmittel ist diese unverwüstliche Operette, mit der Kálmán ein beispielloser Welterfolg gelang, noch heute. Eine Nummer zum Mitsingen, Mitwiegen, Mitsummen jagt die andere. Die Operettenschlager werden wie auf einer Perlenkette aneinandergereiht, so dass man sich am Ende tatsächlich ein bißchen beschwipst und schwindelig fühlt.
Dabei ist das Stück durchaus kein "billiges Vergnügen", denn Kálmán verknüpft sehr geschickt echte ungarische Melodik mit Wiener Walzercharme, stellt den brillanten Dur-Nummern immer wieder das "Zigeuner-Moll" gegenüber und haucht den Figuren Leben ein.
Richard Bonynge ist ein viel zu erfahrener Opern- und Operettendirigent, als dass er sich diese kompositorische Steilvorlage entgehen ließe. Er versetzt das Slovak Radio Symphony Orchestra in festlichen Schwung und arbeitet dabei die Synkopierungen sorgfältig heraus. Geschickt bremst er immer wieder das Tempo, um es alsbald wieder rauschhaft anzuziehen. Man kann sich diesem Verve schwerlich entziehen.
Mitreißen lassen sich insofern auch die Solisten: In der Hauptrolle gibt Yvonne Kenny eine souveräne Sylva, obschon eine jüngere Stimme der Partie sicher angemessener wäre. Diese Csárdásfürstin ist stimmlich dann eben doch keine jugendfrische Kabarett-Tänzerin mehr. Da hätte Moja Erdmanns frischer Sopran vielleicht besser gepaßt, der aber auch in der Rolle der Gräfin Stasi schön zur Geltung kommt.
Einen engagierten "Edwin" stellt der gebürtige Salzburger Michael Roider dar, mit reichlich Schmelz und Schmäh. Trockener im Timbre, aber nicht weniger strahlend zeigt sich Marko Kathol.
Anders als in den Musiknummern ist in den Dialogen die Textverständlichkeit jederzeit gewahrt und trotz der nicht durchweg deutschsprachigen Besetzung kommt der Dialogwitz doch gut zur Geltung.
Im übrigen sorgt das gestaffelte Klangbild für lebendige Bühnenatmosphäre, bleibt aber etwas dumpf.
Für alle, die es genau wissen wollen, hält Naxos übrigens per Website das Libretto bereit, das der SACD selbst nicht beigegeben ist. Alle anderen werden sich mit der detailreichen Inhaltsbeschreibung im Booklet zufrieden geben.
Die insgesamt verdienstvolle, inspirierte Produktion ist nicht nur als SACD-Version (abspielbar auch in herkömmlichen CD-Player), sondern auch als CD (Best.nr. 8.660105-6) erhältlich. In beiden Fällen bekommt man noch ein paar launige Orchesternummern aus anderen, unbekannteren Kálmán-Werken als Zugabe.
Sven Kerkhoff
Trackliste
1-11 Die Csárdásfürstin
CD II
1-8 Forts.
9 Dorfkinder (Walzer aus Melodien aus "Der Zigeunerprimás")
10 Vive le roi (aus: "Der Zigeunerprimás")
11 Hollaho, hollaho, wir kommen zurecht (aus "Die Faschingsfee")
12 Lockend soll ertönen (aus "Das Hollandweibchen")
13 Grand Palotás de la Reine (Ungar. Tanz aus "Der Teufelsreiter")
Besetzung
Michael Roider, Tenor - Edwin Ronald
Mojca Erdmann, Sopran - Gräfin Stasi
Marko Kathol, Tenor - Graf Boni
u.a.
Slovak Radio Symphony Orchestra
Slovak Philharmonic Chorus
Ltg. Richard Bonynge
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |