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Reviews

Alfvén, H. (Willén)

Symphonie Nr. 4


Info

Musikrichtung: Spätromantik

VÖ: 03.01.2005

Naxos / Naxos (CD, DDD (AD: 2003) / Best.nr. 8.557284)

Gesamtspielzeit: 58:12

Internet:

Naxos

BILDHAFT

Die Werke des Komponisten Hugo Alfvén (1872-1960) haben bis heute kaum über seine schwedische Heimat hinaus Verbreitung gefunden. Dabei sind gerade seine großformatigen Orchesterwerke mit ihrer üppigen Instrumentation nicht allein von nationalem Interesse, wenngleich Alfvén auch hier die schwedische Volksmusik und die skandinavischen Natureindrücke nicht als Inspirationsquellen verbirgt.
Die vierte Symphonie darf als das komplexeste Werk aus seinem Schaffen gelten. Sie ist einsätzig angelegt und trägt den Titel "Von den äußersten Schären". Dennoch geht das 1919 vollendete Stück über ein bloßes musikalisches Landschaftsbild hinaus. In der Natur der Schärenküste nämlich sieht Alfvén hier menschliche Leidenschaften und Regungen widergespiegelt. So will die Musik programmatisch auch die Geschichte einer sehnsüchtigen, für kurze Zeit erfüllten Liebe zweier junger Menschen schildern, die letztendlich in den "Stürmen des Lebens" untergeht.

Bei dieser Schilderung bedient der Schwede sich teils recht eigenwilliger Mittel: Zum ohnehin groß besetzten Orchester gehören u.a. 8 Hörner. Solistische Partien größeren Ausmaßes sind dem Cello und dem Englisch Horn zugewiesen. Hinzu kommen zwei Vokalpartien mit den jenen Liebenden eine Stimme gegeben wird, die sich aber im reinen Klang erschöpft. Tenor und Sopran begnügen sich mit ausufernden Vokalisen. Kein einzigartiger und auch schon damals kein ganz neuer Einfall, der zudem einige Probleme mit sich bringt. Der Abstrakationsgrad der Musik wird vermindert und ihr generell tonmalerischer Charakter verkommt hier zu vordergründig romantischem Pathos, dem leider jede ironische Brechung mahlerscher Prägung abgeht.
Demgegenüber ist den rein instrumentalen Teilen der Symphonie einiges abzugewinnen. Wie sich am Anfang die Musik, ja die ganze Geschichte wie aus dem Meer emporzusteigen scheint, wie in oft geisterhafter Manier Sturm- und Nachtszenen beschworen werden und wie im letzten Abschnitt ein tragischer Untergang des Glücks gezeichnet wird, vermag zu beeindrucken. Überhaupt sind es immer wieder die düsteren, schwermütigen Momente, die Alfvén am besten gelingen und in denen seine kuriosen Klangfarbenkombinationen (bspw. aus Klavier, Harfe und Streichern) ihren stärksten Effekt erzielen.
Dabei nehmen Gestaltung und Auswahl der Mittel häufig die Filmmusikästhetik Hollywoods vorweg und wirken auf uns heute daher leicht abgeschmackt. Sie wollen hier aber in ihrem formalen Gesamtkontext und auch im Bewußtsein des Zeitgeschmacks einer nationalromantisch geprägten Schule begriffen sein.

Das mutige, auch schon bei der Uraufführung umstrittene Werk, sowie die demgegenüber völlig harmlose "Festouvertüre" von 1944 präsentiert das Iceland Symphony Orchestra unter Leitung von Niklas Willén mit "dickem Pinselstrich", aber dem notwendigen Gespür für die dramatische Binnenstruktur. Die beiden Vokalsolisten scheinen klangtechnisch aus dem Hintergrund über das Orchester hinweg tönen zu müssen, was der Sache womöglich sogar angemessen ist. Insgesamt ist das Klangbild eher wuchtig, als transparent zu nennen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-4 Symphonie Nr. 4 "Von den äußersten Schären", op. 39 (1919) 48:08
5 Festouvertüre, op. 52 (1944) 10:04

Besetzung

Arndis Halla, Sopranvokalisen
Johann Valdimarsson, Tenorvokalisen
Sigrún Edvaldsdottit, Violine
Richard Talkowsky, Cello
Kristján Th. Stephensen, Englisch Horn

Iceland Symphony Orchestra

Ltg. Niklas Willén
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