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Brahms, J. (Müller)

Balladen, Klavierstücke und Intermezzi, op. 10, 76, 117

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 26.10.2018 (Berlin Classics / Edel / CD / 2018 / Best. Nr. 0301155BC) Gesamtspielzeit: 69:12 Internet: Fabian Müller

Der junge, bereits vielfach preisgekrönte Pianist Fabian Müller, der 2018 sein Debüt in der New Yorker Carnegie Hall gab, bleibt seiner Linie auch beim zweiten Album treu: So, wie er sich im äußerlichen Auftritt gibt, gestaltet er auch die musikalische Auswahl. Müller ist kein Tastenlöwe und bei aller Virtuosität seines Spiels nicht am Virtuosentum interessiert, sondern gewissermaßen der „Gott der kleinen Dinge“. Als solcher lauscht er auf dieser CD eher randständigen Klavierwerken von Johannes Brahms eine erstaunliche gedankliche und emotionale Tiefe ab. Dies geschieht mit eindringlicher Intimität, einem suchenden, fragenden Dialog zwischen Interpret und Komponist, bei dem man gerne Zuhörer ist und dessen Wirkung man sich kaum entziehen kann. Dies auch wegen des Mutes, den es zu solch persönlicher Entäußerung braucht, denn man merkt, dass Müller diese kleinen Stücke wirklich am Herzen liegen, so dass er sie respektvoll, wie einen kostbaren, aber auch zerbrechlichen Schatz behandelt, dem er zu neuem Glanz verhilft. Gemäßigte Tempi und ein behutsam ausdifferenzierter Anschlag tragen das ihre dazu bei, wobei Müller die Musik im passenden Moment durchaus dramatisch zuzuspitzen weiß, dabei aber ohne große Geste auskommt.

Besonders eindringlich nimmt sich all dies bei den Balladen op. 10 und 117 aus. Ihre Innigkeit und ihr Tiefgang, die vor allem in op. 117 besonders berühren, mögen den acht Klavierstücken op. 76 abgehen, doch gelingt es Müller auch hier, den Werken, die eigentlich eher experimentellen Charakter haben, eine je eigene Gestalt zu geben und unter ihrer schillernd-heiteren Oberfläche den „echten Brahms“ zu entdecken und herauszuarbeiten.

Sven Kerkhoff