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The Albums 1974 - 78
Info
Musikrichtung:
Pop
VÖ: 25.05.2018 (1974-78) (7t’s / Cherry Red / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 199:50 Internet: http://www.sailor-music.com |
In der vergangenen Ausgabe hatten wir das Project Fatima … and the Mamluks vorgestellt, das die Sailor-Musiker Georg Kajanus und Henry Marsh 1983 betrieben. Nun blicken wir auf das Leben der Band zurück, mit denen die Beiden ihre wesentlichen Erfolge einfuhren. Zwischen 1974 und 1978 hat die britische Band Sailor fünf Alben veröffentlicht, die im Mai von dem rührigen (Re-Release)-Label Cherry Red in einer stabilen Box neu veröffentlicht wurden.
Die fünf CDs stecken in Papphüllen, die mehr oder weniger Reproduktionen der Original-Cover sind. Drei der fünf Alben enthalten Bonus-Tracks. Beigefügt ist ein 16-seitiges Booklet mit ausführlichen Liner Notes und reichlich Bildmaterial, darunter ein Vielzahl an Abbildungen von Single-Covern. Das ist durchaus sachgerecht, da Sailor eher eine Single-, als eine Album-Band war
Sailor (1974)
Ein eher unbedeutendes Pop-Album. Es gibt einige Nummern, die zumindest Schwung haben, aber kein großes Potenzial („Open up the Door“, „Blame it on the soft Spot“).
Das Seemanns-Thema wird in den Mittelpunkt gestellt, aber zum Teil sehr schnulzig, wie bei der Hans-Albers-für-ganz-Arme-Nummer „Sailor's Night on the Town“.
1974 weiß man nicht, was noch kommen kann. Aber „Streets“ und „Traffic Jam” deuten schon vorsichtig an, was die Mannen um Georg Kajanus in den nächsten drei Jahren auf die europäischen Hitparaden los lassen werden. In Holland schafften es allerdings sowohl das Album, wie die Singles „Traffic Jam” und „Sailor” in die Top 5 der Charts.
Highlight aber ist „Let’s go to Town“, das Schmiss hat, voll auf den Punkt kommt und vor allem den Nickelodoen-Sound, der für die Band zum Alleinstellungsmerkmal werden wird, deutlicher in den Mittelpunkt stellt, als jeder andere Song des Debüts.
Trouble (1975)
Mit „A Glass of Champagne“ und kurz darauf „Girls Girls Girls” stürmten Sailor europaweit an die Spitzen der Charts. Mit „Panama“ und „Trouble in Hong Kong“ hat das Album noch zwei weitere Stücke im ähnlichen Stil an Bord, denen ich es zugetraut hätte, ebenfalls Hits zu werden.
Das von karibischen Steel Drums geprägte „Coconut“ nimmt eine stilistische Wendung, die uns in der Zukunft der Band noch weiter beschäftigen soll.
Daneben gibt es weitere durchaus gelungene Experimente. „The old Nickelodeon Sound“ präsentiert selbiges Instrument im Walzertakt und „Jacaranda“ ist ein sehr eigenständiges atmosphärisches Instrumental.
Balladen allerdings gehen in die Hose. Das reizlose „People in Love“ ist mit seinen Engelschören zusammen mit „My Kind of Girl“ das low Light eines starken Pop-Albums.
The third Step (1976)
„Stiletto Heels“ und „One Drink too many” sind so etwas wie die kleinen Gesschwister von „A Glass of Champagne“ und „Girls Girls Girls”. Sie nehmen die positive fröhliche Stimmung auf, kommen aber nicht ganz so brillant auf den Punkt. Dafür bekommen Sailor die Quittung. In Deutschland und dem UK können sie noch charten, aber eine deutliche Etage niedriger. Ansonsten sind sie aus den europäischen Hitparaden verschwunden. Das Album hat mit dem Platz 11 in Deutschland seine einzige Platzierung.
Mit dem fröhlichen „Give me la Samba“ und dem eher getragenen und entspanntem „Quay Hotel“ kommt der Nickelodoen-sound noch mal richtig schön zur Geltung. Mit „Dancing“ versucht man sich als Crooner und „Out of Money“ geht als karibischer Elvis durch.
Durchaus gelungen, aber klar als Nachfolger eines großen Albums erkennbar.
Checkpoint (1977)
Manchmal sind die Deutschen doch die Treusten. Checkpoint hat es in unseren Breiten noch in die Top 50 gefunden; die ausgekoppelte Single „Down by the Docks“ sogar auf Platz 24. Anderenorts wurde von der Band nichts mehr gerissen.
Und um ehrlich zu sein – Rest-Europa hat überwiegend Recht. Recht hatten auch Sailor mit der Auswahl der Single. „Down by the Docks“ ist eindeutig das Highlight auf Checkpoint. Das Stück hat einen gewissen Soul-Touch, mit dem es gelegentlich an Hot Chocolate erinnert.
Zwei Stücke hätten es auf den beiden Vorgängern zuindest zum Filler gebracht – der Power-Pop „My Girl (she knows what to do)“ und das stellenweise recht flotte „Checkpoint Charlie“.
Der Rest geht nur noch als Ausschuss durch.
Hideaway (1978)
Hideaway biegt den Bogen nicht wieder nach oben, kann das Niveau von Checkpoint aber in etwa halten. Nun hat sich aber auch Deutschland von der Band verabschiedet. Dafür kann die Single „Give me Shakespeare“ in Holland zumindest an die Tür der Top 20 klopfen (Platz 21).
„Give me Shakespeare“ ist auch tatsächlich die stärkste Nummer auf Hideaway. Für die Band ungewohnt rockig mit Queen-Versatzstücken gibt sie sich textlich wie eine Art Führer durch die Hochkultur. Daneben stehen Songs wie der ganz nette, aber eher substanzlose Party-Song „Pyjama Party“, „Stranger in Paris“, das noch einmal, wenn auch sehr dünn, den Nickelodeon-Sound ins Feld führt. Auffällig ist, dass – obwohl gerade beim „Jamaica Girl“ nichts davon zu spüren ist, immer wieder einmal Reggae-Rhythmen ins Spiel gebracht werden.
Im Bonus-Bereich punktet„All I need is a Girl“ noch einmal, das auf dem Album zu den Highlights gehört hätte.
Trackliste
1 Traffic Jam (3:25)
2 Blue Desert (3:50
3 Sailor (3:11)
4 The Girls of Amsterdam (3:13)
5 The Street (3:37)
6 Let's go to Town (4:11)
7 Josephine Baker (4:06)
8 Blame it on the soft Spot (3:47)
9 Open up the Door (2:35)
10 Sailor's Night on the Town (3:28)
11 Harbor (Bonus Track) (3:00)
12 Blue Desert (7" Version) (2:54)
13 Sailor (7" Version) (2:55)
Trouble (1975)
1 Girls Girls Girls (3:03)
2 Trouble in Hong Kong (3:12)
3 People in Love (3:34)
4 Coconut (2:26)
5 Jacaranda (2:15)
6 A Glass of Champagne (2:42)
7 My Kind of Girl (3:06)
8 Panama (3:29)
9 Stop that Man (3:10)
10 The old Nickelodeon Sound (3:01)
The third Step (1976)
1 One Drink too many (4:01)
2 Give me la Samba (3:20
3 Cool Breeze (3:25)
4 Two Ladies on the Corner (2:49)
5 Dancing (4:41)
6 Stiletto Heels (3:16)
7 Out of Money (3:00)
8 Hanna (3:20)
9 Quay Hotel (4:07)
10 Melancholy (2:39)
Checkpoint (1977)
1 Stay with me now (4:04)
2 Romance (4:19)
3 Keep off the Streets at Night (2:54)
4 Checkpoint Charlie (5:34)
5 Joe's Pianola (2:33)
6 Down by the Docks (5:43)
7 Put your Mouth where the Money is (2:49)
8 My Girl (she knows what to do) (3:14)
9 Istanbul 6.25 (3:27)
10 Nothing has changed (4:31)
11 Down by the Docks (7" Version) (3:22)
12 Romance (7" Version) (3:43)
Hideaway (1978)
1 Give me Shakespeare 3:18
2 Stay the Night 3:41
3 Stranger in Paris 3:36
4 Ashes and Diamonds 3:56
5 Jamaica Girl 3:00
6 One Life one Love one Day 3:10
7 When it hurts You 3:14
8 Pyjama Party 2:47
9 I wish I had a Way with Women 2:50
10 Machines 4:02
11 All I need is a Girl (Bonus Track) 2:51
12 Copacabana (Bonus Track) 3:02
13 Give me Shakespeare (7" Version) 3:20
14 The Runaway (Bonus Track) 3:20
Besetzung
Philip Pickett
Georg Kajanus
Grant Serpell
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |