Reviews
Rooms & Rituals
Info
Musikrichtung:
Avantgarde / Vocal Art / Klassik
VÖ: 24.08.2018 (Grappa Musikforlag) Gesamtspielzeit: 45:36 Internet: http://www.trondheimvoices.no/new-album |
Die aus zehn Gesangsstimmen bestehenden Trondheim Voices existieren bereits seit 2001 – und wurden ursprünglich für ein Weihnachtskonzert zusammengestellt. Daraus hat sich eine mehr oder weniger feste Gruppe gebildet, die mit ihrem experimentellen Mix aus Stimmen und Elektronik insbesondere live für einiges Aufsehen sorgen konnte. Alben sind in dieser Zeit mit dem nun erscheinendem Rooms & Rituals jedoch bisher lediglich vier erschienen, von denen das erste 2004 eine selbstproduzierte CD-R ohne Vetrieb war.
Für das Rooms & Rituals-Projekt haben sie sich mit Asle Karstad, einem Elektroniktüftler, zusammengetan. Dieser kreierte für das Ensemble sogenannte "Maccatrols". Mit diesen elektronischen Boxen können die Sängerinnen und Sänger ihre Stimmen selbst mit Echo, Reverb, Pitches oder Looping und anderen Dingen manipulieren. Somit entstehen alle Klänge, die erzeugt werden absolut live. Konsequenterweise wurden die Stücke für Rooms & Rituals bei Liveauftritten aufgezeichnet. Allerdings hört man vom Publikum nichts, so entsteht der Eindruck eines komplett im Studio produzierten Albums.
Technisch habe ich nun beschrieben, was dieses Ensemble plus seinem Techniker abliefert, doch wie soll ich das Klangerlebnis beschreiben? Das ist fast unmöglich. Das Album ist insgesamt sehr ruhig und sehr transparent. Der Klang ist sehr räumlich, die mit den Stimmen erzeugten elektronischen Geräusche sind sehr subtil eingesetzt, der Hörer kann zumeist jeden einzelnen Ton genießen, da sich nur wenig überlagert. Das klingt etwas langweilig, ist es aber nicht, denn über diesen Geräuschen liegt zumeist eine, manchmal auch mehrere Leadstimmen, die oftmals engelsgleich die Stücke führen und schwebend im Raum zu stehen scheinen.
Dann gibt es auch sehr experimentelle Stücke, bei denen viele Stimmen und Geräusche sich überlagern, alles trotzdem sporadisch klingt. Der bereits erwähnte räumliche Klang macht auch diese Stücke zum Genuss, sofern man sich an manchmal anstengende Gesangparts gewöhnt hat. Hier können die schönen hellen Stimmen auch schon mal zu alptraumhaften, Nerven zerfetzenden Stimmen werden.
Es ist schlicht unmöglich, das von Trondheim Voices + Asle Karstadt abgelieferte Werk in Worte zu fassen. Es bietet jede Menge Experiment, erstklassige Stimmen und eine unglaublich betörende Atmosphäre. Es ist mir nicht mal möglich, diese Musik in ein Genre zu packen, denn nichts würde wirklich treffen.
Wer sich an dieses Album heranwagt, wird es entweder nach zwei Stücken in den Schrank stellen und nie wieder herausholen, oder von den seltsam schönen Sounds gefangen genommen und es wieder und wieder hören, um auch ja kein Detail zu verpassen. Für mich ist es wohl die zweite Kategorie.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Steamsaw | 5:35 |
2 | Pulser | 3:21 |
3 | Ritual #3 | 4:23 |
4 | Berlin Memorial | 4:28 |
5 | Rise | 2:54 |
6 | Room #6 | 2:18 |
7 | Hymn | 4:14 |
8 | Sardin Cluster | 3:04 |
9 | Cph Night | 1:31 |
10 | Room #10 | 5:49 |
11 | Gleam | 5:33 |
12 | Below / Ritual #4 | 2:26 |
Besetzung
Producer [Produced By] – Asle Karstad, Sissel Vera Pettersen*, Tone Åse
Recorded By, Mixed By – Asle Karstad
Sound Designer [Sound Design] – Asle Karstad
Voice, Electronics [Live Electronics With Maccatrols] – Anita Kaasbøll, Heidi Skjerve, Ingrid Lode (tracks: 2, 3, 10), Live Maria Roggen, Mia Marlen Berg, Siri Gjære (tracks: 2, 3, 10), Sissel Vera Pettersen*, Tone Åse, Torunn Sævik
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |