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Reviews

Jeff Harris

Café Bizzaro


Info

Musikrichtung: New Country

VÖ: 2005

(Comstock)

Gesamtspielzeit: 37:06

Internet:

http://www.JeffHarrisMusic.com

Ob man einer Einladung in ein bizarres Café ohne Skrupel folgen darf, ist eine Sache. Die Einladung von Jeff Harris in sein Lieblingslokal Café Bizzaro kann aber - abseits der Spitzengastronomie - zu einer recht kurzweiligen Unterhaltung führen. Harris kennt sich mit der Speisekarte des Hauses aus, denn schließlich ist dies schon das sechste Album des jungen Mannes aus Nashville, der in den letzten drei Jahren mehr als 500 Auftritte absolvierte - einige davon in Europa - und im Sommer 2005 "good old Europe" erneut besuchen wird.

Im Einzelnen:

Bereits der Titeltrack als Opener macht neugierig auf die zu erzählenden Geschichten, denn wer und was sich im Café Bizzaro abspielt, wenn die Zirkus-Freaks inklusive Tanzbären ihr Stelldichein geben, ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch bereits der Animateur vor der Tür erzwingt den Eintritt zu einem nett groovenden Midtempo-Song, der eine raue und ungefeilte Stimme präsentiert. Hat man sich hier nicht die Mühe des "Glattschleifens" gemacht? Nein, denn das war auch wohl nicht gewollt. "Whatcha gonna do" erinnert im Intro ein wenig an Keith Urban, bevor der Satz, Jeff Harris´ Musik wär’ eine Mischung aus Bruce Springsteen und Music Row, ihren wahren Kern beweist. Die straighte Power des "Boss" und die teilweise filigrane Gitarrenarbeit bilden eine schöne Symbiose. Mit "Two hearts" kommt die erste Ballade des Albums auf den Plan und besonders hier kommt der teilweise gurgelnde Gesangsstil zur Geltung, denn der schlaksige - aus Pennsylvania stammende - Jeff Harris singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Insgesamt hat das Zusammenspiel der Band oftmals den Anschein, in einem Guss - also ohne Einzeleinspielungen - aufgenommen worden zu sein, so offen und natürlich kommt die Musik daher.

"Seventeen" ist eine flotte rockige Hymne auf alle 17-jährigen Mädels mit allen Vor- und Nachteilen. Wenn Mainstream-Nashville ein wenig toleranter wäre, könnte sich hier ein Kandidat für die Billboard-Charts vorstellen. Die Gitarren rocken, wie sie rocken sollten und die Grooves lassen die Hörer mitswingen. Noch um einiges heißer geht es bei "Redneck wife" zur Sache. Nicht nur der schnellere Rhythmus und die jaulenden Gitarren, auch der Text geht ziemlich ab, wenn Harris bereichtet, dass er mit einem Sixpack und einem Schießeisen auf seine untreue Ehefrau wartet, um sie aus dem Haus zu werfen. Immerhin räumt er ihr einen Vorsprung von 30 Sekunden ein. Kein Wunder, dass er nach einer missglückten Beziehung laut "Jack Daniels and me" seinen Freundeskreis gewechselt hat und seine Freizeit mit Burschen wie Jack Daniels, Johnny Walker Jim Beam verbringt. Ein Song zwischen Trotz und Selbstmitleid, der aber gottlob nicht auf dem Rücken einer Ballade daherkommt, sondern auch hier als rockiger Midtemposong auftritt. "Up to something" lässt wieder mehr Ruhe ins Album einkehren, und der Songwriter-Stil blickt stark durch, bevor sich bei "Once in a million" die Gitarren giftiger präsentieren, obwohl auch hier der Americana-Stil nicht verleugnet werden kann.

Filigranes Gitarrenspiel im Stil eines Mark Knopfler leitet "The wish" ein und gibt dem Song etwas zartes, das bei den vorhergehenden neun Liedern auf der Strecke blieb. Und auf einmal klingt auch eine Ballade von Jeff Harris richtig gut, obwohl er nun wirklich keine Schmusestimme hat. Doch als Abschluss des Albums ist der Song sicher keine schlechte Wahl gewesen. Wieso eigentlich Schluss? Nach einer relativ kurzen Pause ertönt einer dieser verflixten "hidden tracks", von denen man niemals den Titel erfährt, weil sie dem letzten Lied kommentarlos als "allerletztes" Stück aufgepfropft werden. Dabei würde mich von diesem Lied tatsächlich der Name interessieren, denn hier hat man den Diamanten des Albums versteckt. Rockig, flott und rundum satt produziert lässt es die musikalische Qualität der Musiker noch einmal voll zum Vorschein kommen.

Fazit:

Es müssen nicht immer glatt geschliffene Nashvilleproduktionen sein, die Anerkennung finden. So präsentiert Jeff Harris mit Café Bizzaro ein Album im Singer/Songwriter-Stil oder - wie schon zitiert - eine Mischung aus Bruce Springsteen und Music Row. Die Musiker machen einen einwandfreien Job und die Stimme des Sängers klingt absolut naturbelassen. Dies kann auch ein Ausdruck für mindere Qualität sein, doch in diesem Fall soll es ausdrücken, dass sie "rough and edgy", also rau, eckig, ehrlich und gerade heraus ist - soweit im Countrygenre überhaupt jemand gerade heraus singen kann.

Wer auf diese Art von Musik steht, wird sicher seine Freude an dem Album haben. Wer jedoch lieber die "polierten" Songs der Billboard-Charts liebt, könnte sich hier gelegentlich ein wenig erschrecken ob der geraden Art und Weise. Insgesamt jedoch kein Album, das sich verstecken muss, und wer Jeff Harris im Sommer live erleben kann, sollte sich das Vergnügen durchaus gönnen.



Lothar Heising

Trackliste

1Café Bizaro 4:25
2Whatcha gonna do 2:57
3Two hearts 2:48
4Seventeen 3:17
5Another place and time 3:20
6Redneck wife 2:06
7Jack Daniels and me 3:36
8Up to something 3:22
9One in a million 3:05
10The wish 8:10
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger