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Preludes Livre 2 - La Mer (Klavierfassung)
Info
Musikrichtung:
Impressionismus Klavier
VÖ: 15.06.2018 (Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2016 u. 2017 / Best. Nr. HMM 902302) Gesamtspielzeit: 63:32 |
ZAUBERISCHE POESIE
Mal klingt dieser Êrard-Flügel von 1885 wie ein moderner Steinway, brillant und funkelnd. Dann wieder kann man gedämpfte Farben wie von einem antiken Fortepiano erleben. Und schließlich tönt er wie ein Glockenspiel oder eine Celesta. Das dynamische Spektrum ist weit, wengleich das Forte stets angenehm diskret bleibt. Es sind vor allem die zart vergehenden Pianissimo-Töne an der Hörbarkeitsgrenze, die geradezu zauberische Wirkungen entfalten. In allen Fällen bestechen das runde, warme Timbre und die Leichtigkeit, mit der dieses Instrument anspricht.
Kurz: Dieser Flügel ist der ideale Klangfarbenkasten für eine Interpretation des 2. Bandes von Claude Debussys "Preludes". Der vielseitige Pianist Alexander Melnikov gestaltet denn auch mit großem Gespür und bestechender Technik die poetischen Vorlagen, arbeitet die launig-exzentrischen Cake-Walk-Anspielungen des "Genral Lavine" ebenso plastisch heraus wie er die vom Mondlicht überfluteten Terassen im folgenden Prelude in melancholische Hell-Dunkel-Abstufungen taucht und wundersame Echo- und Fernwirkungen erzeugt. Oft meint man, wie z. B. beim finalen "Feuerwerk", unter Melnikovs Fingern eine Kombination verschiedener Instrumente zu hören.
Durch die Wandlungsfähigkeit des Instruments wird sinnfällig, wie bei Debussy die musikalische Faktur mehr und mehr als Farbe erscheint bzw. umgekehrt. So wird das Schillernde, Mehrdeutige in Debussys pianistischer Dichtkunst dem Hörer auf unwiderstehliche Weise nahegebracht: Bereitwillig begibt man sich gleich im aufsteigenden "Nebel" des Eröffnungsstücks in die harmonischen und motiven Schwebezustände dieser Musik hinein, lässt sich vom Spiel welker Blätter im 2. Prelude hypnotisieren oder von der iberischen Volksfestfröhlichkeit des 3. Prelude anstecken.
Dass Melnikov nicht auch den 1. Band der Preludes eingespielt hat, mag man da zunächst bedauern. Dafür aber bietet er Debussys Bearbeitung von La Mer für Klavier vierhändig zusammen mit seiner Kollegin Olga Pashchenko. Und das ist mehr als nur eine Verlegenheitslösung: Die orchestralen Potentiale des Êrard werden überzeugend eingesetzt, um das maritime Farben- und Stimmungsspiel in all seinen Facetten zu entfalten, elegisches Wogen der Wellen und sanftes Sturmesbrausen inklusive.
Ein substantieller Beitrag zum Debussy-Jubiläum im Rahmen einer Edition mit Neueispielungen beim Label Harmonia Mundi!
Georg Henkel
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |