Reviews
The Message
Info
Musikrichtung:
Fusion
VÖ: 06.07.2018 (Mack Avenue) Gesamtspielzeit: 44:47 Internet: http://stanleyclarke.com/ https://www.mackavenue.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Ach, was soll da nun noch kommen? Seit seinem Debüt-Album vor 45 Jahren (“Children Of Forever“) hat der amerikanische Bassist Stanley Clarke bereits so viele Stile berührt und so viele musikalische verschiedene Richtungen beschritten, dass es schwierig ist, dem noch etwas Neues hinzuzufügen. Sicher ist sein hohes Niveau im Spiel auf dem akustischen als auch elektrischen Bass noch immer für einen Platz in der ersten Liga gut, doch wird kaum weitere Veränderung zu erwarten sein. Nun, sein neuestes Werk, The Message, mag zwar eine Botschaft enthalten, doch welche soll es sein?
Vielleicht dergestalt, dass der Rapper und Beatboxer Doug E. Fresh an Bord ist? Die jungen Talente, die als Begleitmusiker fungieren, mögen frischen Wind bringen, doch zu einem Sturm reicht es nicht unbedingt. So treffen wir letztlich auf eine bunte Mischung aus den bekannten Zutaten wie Jazz, Fusion, Funk, mit Streichern angereicherte Musik, plus Breakbeats. Letztlich wirkt das Gesamtergebnis wie eine Rückschau auf das, was der Mann seit Beginn an musikalisch geleistet hat, und eine Zusammenfassung dieser verschiedenen Stile. Allerdings geschieht dieses absolut mit viel Ausdruck, Leidenschaft und Überzeugung. Wer Clarke und seine Mitstreiter genau wie hier erstmalig kennen lernt, dürfte begeistert sein ob dieses hohen Maßes an Kreativität und Musikalität, doch wer den Musiker von Beginn an begleitet hat, wird nicht zwingend zu dieser neuen Platte greifen müssen, hat er doch bereits bessere Scheiben vorgelegt.
Doch genug der negativ wirkenden Aussagen, denn gehe ich doch ins Detail, dann bemerkt man, das hier die Besonderheiten dieser Platte liegen. So kann man rasch Gefahr laufen, aufgrund der Grundstruktur der Musik ein Pauschalurteil zu schaffen. Doch sind es letztlich Nuancen, die den Reiz einzelner Songs ausmachen. Die Auswahl der Musiker war ein gute, verfügt doch jeder für sich über einen eigenen Ausdruck, hieran gibt es nichts zu bemängeln.
“And Ya Know We’re Missing You”, das ist ein ganz interessanter Auftakt, hier kommt der Beatboxer Doug E. Fresh ins Spiel, und zusammen mit dem typisch knackenden Bass verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart perfekt, leider nur für knapp zwei Minuten. Dieser Song ist eine Widmung an Al Jarreau, Leon ‘NDUGU‘ Chancler, Tom Petty, Chuck Berry, Larry Coryell und Darryl Brown. (“our bodies come and go, spirits last forever“) “After The Cosmic Rain/Dance Of The Planetary Prince“ glänzt für mich eigentlich nur durch die Passagen, in denen die Tabla eingesetzt wird, ansonsten bleibt es ein üblich strukturierter Titel aus der Fusion-Schublade. “Combat Union“ legt nach einer gesprochenen Einleitung mächtig los, und herausragend agiert hierbei der enthusiastische Drummer Mike Mitchell, der mich sehr an den brillanten Lenny White erinnert, und “Lost In A World“ ist nicht unbedingt ein wichtiger Beitrag.
Es darf auch gern einmal swingen, "Alternative Facts” zieht tempomäßig voll vom Leder, Beka Gochiashvili zeigt am Piano seine Klasse, und zusammen mit Bass und Schlagzeug braucht sich dieses Stück nicht zu verstecken im Umkreis bekannter Piano-Trio-Formationen. Auch ein deutscher Beitrag darf nicht fehlen, hier wurde Johann Sebastian Bach herangezogen für die “Bach Cello Suite 1 (Prelude)“. Clarke geigt energisch seinen Bass und bringt Schwung in das altehrwürdige Werk. Als störend empfinde ich die elektronischen Drums auf “Enzo’s Theme“, ein für mich überflüssiger Beitrag, so schön das Bläserarrangement dann auch noch sein mag, und auch wenn Mark Isham ein feines Solo mit der Trompete vorlegt. Doug E. Fresh darf noch einmal an das Mikrofon auf dem letzten Song, dieses Mal nicht als Beatbox, sondern als Rapper. Gesamtheitlich betrachtet, bleibt es dabei, dass Clarke das Rad zwar nicht neu erfunden hat, schließlich aber ein Album mit moderner und frischer Ausrichtung des Begriffs Fusion vorgelegt hat, mit niveauvoller Musik, die auch Spaß machen kann beim Hören.
Trackliste
2 After The Cosmic Rain/Dance Of The Planetary Prince (6:59)
3 The Rugged Truth (3:32)
4 Combat Continuum (5:04)
5 The Message (2:47)
6 Lost In A World (5:31)
7 Alternative Facts (3:46)
8 Bach Cello Suite 1 (Prelude) (2:25)
9 The Legend Of The Abbas And The Sacred Talisman (4:03)
10 Enzo’s Theme (3:44)
11 To Be Alive (4:52)
Besetzung
Beka Gochiashvili (piano)
Cameron Graves, Pat Leonard, Dominique Taplin (synthesizers)
Mike Mitchell (drums)
Salar Nadar (tabla)
Doug Webb (saxophone, flute)
Chuck Findley, Ron Stout (trumpet, French horn)
Dwayne Benjamin (trombone)
Michael Thompson (guitar)
Steve Blum, Skyeler Kole, Trevor Wesley, Sofia Sara Clarke, Chris Clarke (vocals, spoken words)
Doug E Fresh (beatbox, rap)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |