Reviews
First Class Life
Info
Musikrichtung:
Blues
VÖ: 11.05.2018 (Ruf / in-akustik) Gesamtspielzeit: 44:51 Internet: http://www.mikezito.com |
Make Blues Not War fiel vor zwei Jahren entgegen seines Titels deutlich rockiger aus. Der Gitarrist und Sänger Mike Zito streifte darauf öfter als von ihm gewohnt durch Hardrock-Gefilde. Nun geht er auf First Class Life, wenn auch ungeplant, wieder einen Schritt zurück.
Genau genommen wird diese Umschreibung dem Resultat nicht gerecht. Dies trifft es besser: Elf Songs lang suhlt sich der aus St. Louis stammende und in Texas lebende Musiker geradezu im Blues! Der 47-Jährige selbst formuliert es so: „This time, I was definitely thinking more blues.“
Bereits zum 15 Mal (!) stellt er dabei neben einer scheinbar nie nachlassenden Dynamik vor allem seine Vielseitigkeit unter Beweis und führt in Vollendung vor, wie viele Spielarten dieser angeblich so „einfachen“ Musik es gibt.
Gleich die ersten beiden Titel „Mississippi Nights“ (ein traditioneller Blues, der genau so klingt wie es der Titel suggeriert, mit augenzwinkernden Verneigungen vor Legenden wie Muddy Waters oder Howlin´ Wolf) und das lässig swingende und doch stringente „First Class Life“ werden von einer unnachgiebigen, dabei aber völlig entspannten Slide-Gitarre dominiert. Das folgende „I Wouldn´t Treat A Dog (The Way You Treated Me)“ fasziniert von der ersten Sekunde an mit einem kraftvoll-warmen, singenden Gitarrenton, der einen derart betört, dass die Qualität des Stückes, das er veredelt, fast zur Nebensache wird. Nicht, dass das nötig wäre; sein Originalinterpret, Bobby „Blue“ Bland, zählte als der Geschichtenerzähler des Blues zu den ganz Großen seines Fachs. Stimmlich ähnelt Zito hier übrigens Gary Moore, also perfekt für diese Art von Musik.
Natürlich steht Mike Zito als Gitarrist, Sänger, Komponist und Produzent im Mittelpunkt. Schließlich ist es sein Name, der dick und fett vorne drauf prangt! Doch ohne seine exzellenten Mitmusiker, die ihn unterstützen, ergänzen und ihm bei Bedarf den nötigen Raum geben, um mit virtuos-gefühlvollen Soli zu glänzen, wäre der Genuss von First Class Life bestimmt nicht so umfassend.
Bassist Terry Dry und Matthew Johnson an den Drums halten ihrem Frontmann den Rücken frei und erlauben auch Keyboarder Lewis Stephens, immer wieder zusätzliche Spannungspunkte zu setzen und dadurch letztlich die Saiteninstrumente noch besser in Szene zu setzen.
Die Palette an klanglichen Nuancen wird dadurch noch einmal deutlich breiter, mustergültig vorgeführt in der intuitiven Interaktion bei „Dying Day“.
Auf dieser 45 Minuten langen CD beeindrucken vor allem die Slow Blues-Nummern, mal nachdenklich bis resignierend („The World We Live In“), mal schwermütig („Old Black Graveyard“), mal locker groovend wie in der Liebeserklärung „Dying Day“ direkt im Anschluss.
Die erwähnte Palette wird äußerst geschmackvoll ergänzt von in perlende Gitarrenklänge gegossenem Herzschmerz beim unwiderstehlichen „Damn Shame“ und „altem“ Rock´n´Roll in der ursprünglich von der Bluessängerin Koko Taylor gesungenen Schlussnummer „Trying To Make A Living“ - Piano-Geklimper inklusive, wie gemacht für ausgedehnte Live-Jams.
Als Gast gibt sich zudem Bernard Allison bei „Mama Don´t Like No Wah Wah“ als Mitautor und Gastgitarrist die Ehre.
Die Idee zu diesem Titel geht auf einen Anranzer von eben jener Koko Taylor zurück, die, durch und durch old school, den blutjungen Allison mit diesem Satz anwies, seine Gitarre in ihrer Band gefälligst ohne Effekte oder sonstige Mätzchen zu spielen. Der Sohn von Luther Allison musste sich zwar fügen – es war sein erstes festes Engagement direkt nach der High School –, doch was ihm damals verboten war, holt er jetzt derart genüsslich nach, dass man sein breites Grinsen förmlich vor sich sieht! Es ist nichts weniger als ein siedend heißes Blues-Gewitter, das zu jeder Sekunde dampft und brodelt, dass es eine Pracht ist! Da wundert man sich nicht, dass First Class Life in wenigen Tagen aufgenommen wurde! Ich habe sogar was von nur einem Tag gelesen, aber das mag ich bei aller Klasse der beteiligten Akteure dann doch nicht recht glauben...
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Mississippi Nights | 4:20 |
2 | First Class Life | 4:04 |
3 | I Wouldn´t Treat A Dog (The Way You Treated Me) | 3:59 |
4 | The World We Live In | 4:21 |
5 | Mama Don´t Like No Wah Wah | 3:56 |
6 | Old Black Graveyard | 5:32 |
7 | Dying Day | 2:56 |
8 | Back Problems | 4:27 |
9 | Time For A Change | 3:13 |
10 | Damn Shame | 5:33 |
11 | Trying To Make A Living | 2:30 |
Besetzung
Terry Dry (Bass)
Matthew Johnson (Drums)
Lewis Stephens (Piano, B3 Organ, Rhodes/Wurlitzer)
Bernard Allison (Rhythm and Lead Guitar on “Mama Don´t Like No Wah Wah”)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |