Reviews

John Coltrane

The Master

Info Musikrichtung: Jazz VÖ: 15.06.2018 (1962) Essential Jazz Classics (Prestige) Gesamtspielzeit: 69:48 Internet: https://www.in-akustik.de/

Diese Aufnahmen von John Coltrane stammen aus 1958 und der Meister befand sich zu jener Zeit in einem Umbruch. So spielte er oft mit Miles Davis zusammen und er entwickelte seine Spielweise, “Sheets Of Sound“ nannte man sie, zu einem Höhepunkt. Klangmuster mit sehr schnellem Spiel, virtuos und mit hoher Intensität gespielt, schienen sich zu überschlagen. Nach und nach bereitete er sich zudem auf die modale Spielweise zusammen mit Miles Davis vor und so liegen die ‘58er-Aufnahmen auf dieser Schnittstelle, auf dem Weg zu neuen Entwicklungen.

The Master (Prestige 7825) findet man nicht unbedingt in Diskografien von Coltrane, denn eigentlich erschien es 1962 bereits als “Standard Coltrane“ (Prestige 7243) und wurde als Re-Issue neu aufgelegt. Hierbei handelte es sich um eine seinerzeit unveröffentlichte Aufnahmesession im Studio von Rudy Van Gelder, vom 11.Juli 1958. Hier nun wurde The Master um vier weitere Titel, aufgenommen am gleichen Tag, erweitert. Diese gab es bisher auch bereits auf einzelnen Veröffentlichungen. “Standards“, wie es bereits der ursprüngliche Titel aussagt, covert Coltrane einige Klassiker und das auf seine stets eigenständige Weise.

Zusammen mit der auch mit Davis spielenden Band, ergänzt um den damals relativ unbekannten Trompeter Wilbur Harden. “Don’t Take Your Love From Me“ führt uns gleich mit einer wunderschönen zarten Ballade ein in die Platte, und hier spielt Coltrane mit Gänsehaut erzeugender Intensität und seine später stark ausgeprägte Spiritualität ist bereits deutlich zu vernehmen. Nachfolgend erleben wir cool geprägten Swing mit ersten modalen Elementen (#2), klassischen Hard Bop, und mit “Invitation“ eine weitere unwiderstehliche Ballade, so wie auch der erste Bonus-Track, “Stardust“. Und so sind auch die vier Boni aufgeteilt in Balladen und treibend-swingende Stücke. Eine wunderbare und abwechslungsreiche Mischung von Stimmungen, die den Saxofonisten in feinster Form finden, sehr beeindruckend versteht der Mann, diese Stimmungen, hochemotional geprägt, umzusetzen.

Wolfgang Giese