Reviews
Lifelike
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 11.05.2018 (Whirlwind Records) Gesamtspielzeit: 60:25 Internet: http://www.whirlwindrecordings.com/ http://www.willfulmusic.com/ http://www.uk-musikpromotion.de/profil.html |
Der US-amerikanische Schlagzeuger Jeff Williams wurde am 6. Juli 1950 in Ohio geboren. 1973 trat er erst in mein Leben, als er mich als Drummer auf der Platte “Lookout Farm“ von Dave Liebman beeindruckte, nachfolgend dann bei “Eon“ mit Richard Beirach und Frank Tusa. Nach langer Pause liefen mir “The Listener“ und “Outlier“, aus 2013 resp. 2016, über den Weg, und beide Veröffentlichungen konnten mich begeistern. Eine weitere Solo-Platte legt Williams mit Lifelike vor, und, ich schicke es vorweg, hiermit kann er mich erneut zum Frohlocken verführen.
Bei Lifelike handelt es um den Mitschnitt eines Konzertes, das der Musiker und seine Band am 13. Juni 2017 im Vortex Club in der britischen Hauptstadt gaben. Die Strukturen der Kompositionen sind jeweils gut erkennbar, aber die Live-Aufnahme offenbart mehr Raum für freie und spontane Aktionen aller beteiligten Musiker, und so wir die Dichte der Band mitunter aufgebrochen, ohne dass ein Ausflug in das Free Jazz-Lager stattfände. Die bei Studioaufnahmen auffällige Spielfreude bestätigt sich auch live und wiederum gibt es leidenschaftliche Soli, vor allem sehr frisch von Trompete und Saxofonen. Die Rhythmusgruppe inklusive des Pianisten hält einerseits die Musik ein wenig bodennah, gestattet sich jedoch auch, durch oftmals ständige Improvisation innerhalb der festen Strukturen, nicht hintenan stehen zu müssen.
So gibt es ständige Bewegung, ständige Interaktion, sehr lebendig in den schnelleren Stücken, ganz leicht groovend im Bereich von Fusion der ersten Stunde (“Dream Visitor“ hätte auch von der allerersten Weather Report-Besetzung so eingespielt worden sein) bis hin zu melancholischen Klängen im “Lament“. Meist ist die Musik in einer sehr locker inspirierten Stimmung eingespielt worden, sie wirkt leidenschaftlich, mal wird das Tempo angezogen, stoppt plötzlich und rast unvermittelt weiter, fieberhaftes Saxofon-Spiel zeichnet zum Beispiel “The Interloper“ aus. Arcoleo, der Tenorsaxofonist, ist gelegentlich nah am Sound von John Coltrane. Bei “Borderline“ läuft das Zusammenspiel von Arcoleo und Williams über die Zeit von etwa zwei Minuten und dieser Part ist sicher einer der Höhepunkte dieser Aufnahmen, auch mit der sehr afrikanischen Ausrichtung des Stückes.
Und so treffen sich verschiedene Elemente aus Bop, Post-Bop, Avantgarde, und die Vergangenheit und die Gegenwart verschmelzen zu einem natürlich wirkenden Gesamterlebnis, voller Vitalität sprühend.
Trackliste
2 The Interloper (6:32)
3 Dream Visitor (8:34)
4 Lament (9:45)
5 Borderline (8:46)
6 Canção Do Amolador (7:59)
7 Double Life (10:12)
Besetzung
Gonçalo Marquez (trumpet)
John O'Gallagher (alto saxophone)
Josh Arcoleo (tenor saxophone)
Kit Downes (piano)
Sam Lasserson (double bass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |