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Buxtehude, D. (Meunier)

Abendmusiken

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 8.6.2018 (Alpha Classics / Note 1 / CD / 2017 / Best. Nr. ALPHA 287) Gesamtspielzeit: 85:17 Internet: Ensemble Masques Vox Luminis

Schon die ersten Sekunden dieser mit über 85 Minuten randvoll gepackten CD lassen erstaunt aufhorchen: Gleichsam aus dem Dunkel heraus erwachsen Klänge, die zunächst eher an zeitgenössische Musik als an Dietrich Buxtehude (1637-1707) denken lassen. Da wird in der einleitenden Sonata vieles in der Schwebe, im Ungefähren und Atmosphärischen gehalten, ehe mit dem Einsetzen der Singstimmen dann der Dialogus „Gott hilf mir“ Gestalt annimmt. Der Einstieg ist bezeichnend für diese Produktion, in der Ensembleleiter Oliver Meunier die Musik ganz von der Klangfarbe her denkt und nicht von der Struktur. Das bedeutet keineswegs, dass die Stücke an Klarheit oder Transparenz verlören. Sie geraten im Grundton aber deutlich mystischer. Dramatische Akzente setzt Meunier nur punktuell ein. Das Schwebende, Tastende, Suchende, Fließende dominiert. Es ist ein Buxtehude eher im Halbdunkel des von Kerzen erleuchteten Kirchenraums, der auf diese Weise eine ganz eigene, unbekannt sanfte Sogwirkung entfaltet.

Dieser intime Charakter der Interpretation wird durch die kammermusikalische Besetzung sowohl instrumental (großartig in der Präzision und im Entstehenlassen verschmelzender Klänge: Ensemble Masques) wie auch vokal (klar und anrührend zugleich: Vox Luminis) verstärkt. Aus den Vokalwerken, die Buxtehude für seine Lübecker Abendmusiken schuf, haben sich die belgischen Musiker einige der schönsten Perlen ausgesucht und die drei eingestreuten Triosonaten sind weit mehr als bloße Ruhepole. Sie lassen das Raffinement von Buxtehudes Musik auf kleinstem Raum hervorragend erlebbar werden, wobei er sich als Meister kühner Wendungen und Klangeffekte entpuppt.

Eine unbedingte Empfehlung für alle, die bereit sind, Altes noch einmal ganz neu zu entdecken.

Sven Kerkhoff