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Reviews

Grobschnitt

Illegal (Black & White Vinyl-Serie)


Info

Musikrichtung: Krautrock

VÖ: 16.03.2018 (1981)

(Vertigo / Brain / Universal)

Gesamtspielzeit: 92:35

Internet:

http://www.grobschnitt.rocks

Black & White Review-Serie, Folge 9: Illegal



Ich muss meine langjährige Bewertung von Illegal etwas korrigieren, denn sie fußte nicht auf dem kompletten Album, sondern auf den beiden Stücken, die es auch außerhalb des Album-Kontextes zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hatten.

Da war zum einen die Single-Auskopplung „Silent Movie“, die 1981 mehrere Monate in der WDR-Schlagerrallye gelistet war und es am Ende des Jahres zu einem - für ein Instrumental allzumal - respektablen achten Platz gebracht hat.
(Für Spätgeborene: Die Schlagerrallye war damals eine auch bei Hörern, die man mit Chart-Musik jagen konnte, hoch geachtete Hörerhitparade, bei der auch Bands aus dem Rock-, Prog-, Krautbereich gute Chancen auf Wertschätzung hatten, was natürlich nicht zuletzt daran lag, welche Stücke Wolfgang Neumann als Neuvorstellungen auswählte.)

„Silent Movie“ ist das Paradespiel für eine romantische, verspielte Gänsehautnummer. Mit Keyboards, Flöte und Akustischer Gitarre zaubern Grobschnitt hier eine wunderbare Idylle. Mit den bisher bekannten Grobschnitt hat das Stück aber kaum etwas zu tun. Es ist auch keine Rückbesinnung auf das eher sinfonische Debüt, das damals knapp zehn Jahre zurück lag. Es scheint sich hier um ein stärkeres Austoben von Eroc zu handeln, der auf seinen Soloalben ähnlich agierte und mit der Single „Wolkenreise“ in besagter Schlagerrallye im Vorjahr bereits hatte punkten können.

Der Titelsong greift zum einen zwar wieder auf das Straßentheater-Konzept der alten Alben zurück, ist aber politisch und musikalisch deutlich direkter und aggressiver als je zuvor. Nach dem anarchischen Hörspiel, mit dem „Illegal“ eingeleitet wird, powern die Instrumente mit rockigen Exzessen, die die Band auf ein neues Niveau bringen. Die Nutzung der deutschen Sprache ist ja nicht ganz neu für Grobschnitt gewesen. Es gab ja schon die deutsche Version des Albums Jumbo. Hier scheint sie aber eher auch ein positives und frühes Mitziehen mit der Neuen Deutschen Welle gewesen zu sein. Der nächste Verwandte von „Illegal“ ist aber Guru Gurus Klassiker „Der Elektrolurch“ - ebenfalls ein Longtrack mit deutschem Hörspiel beginnend und sich musikalisch exzessiv steigernd.

Nur diese beiden Songs im Sinn, ist Illegal ein so radikaler Bruch mit der Vergangenheit, dass man sich eigentlich fragen muss, ob die Band nicht besser den Namen gewechselt hätte. Aber das Beiblatt stellt den Bezug zu den vorhergehenden Alben doch recht deutlich her. Der verspielte Kraut/Folk/Prog-Opener „The Sniffer“, ein Hohn triefendes Spottlied auf Spitzel, Schnüffler und ähnliches Pack, und der Drogen Song „Mary Green“ wären da zu nennen. „Raintime“ baut direkt eine Brücke zwischen „Silent Movie und früherem Material. Stark kommt der „Space Rider“, Grobschnitts „Born to be wild“ - passend auf der Zündapp, statt auf der Harley.

Die Black & White-Ausgabe von Illegal entspricht den vorherigen Alben. Statt zwei vierseitigen Einlegern gibt es dieses Mal einen vierseitigen Einleger und ein achtseitiges LP-großes Booklet.

Die Bonus-LP liefert – wie üblich – Live-Aufnahmen. Bemerkenswert ist vor allem „Mary Green“, das viel grooviger, percussiver und Rhythmischer rüber kommt und die Studio-Version um Längen schlägt. Passend zu „Illegal“ gibt es hier auch ein kleines Hörspiel – offenkundig eine Drogen-Razzia. Stark!
Neu ist „Du schaffst das nicht“, ein nettes, aber nicht revolutionäres Instrumental, das erst zum Ende hin eine kreative, schräg humorvolle Wende nimmt.



Norbert von Fransecky

Trackliste

Seite A
1 The Sniffer (5:26)
2 Space-Rider (4:49)
3 Mary Green (8:21)
4 Silent Movie (3:15)
Seite B
5 Joker (4:54)
6 Illegal (8:13)
7 Simple Dimple (4:42)
8 Raintime (4:16)

Bonus LP (live)
Seite A
9 Mary Green (8:50)
10 The Sniffer (8:13)
11 Du schaffst das nicht (9:20)
Seite B
12 Vater Schmidt (10:20)
13 Simple Dimple (5:30)
14 A.C.Y.M. (6:46)

Besetzung

Eroc (Dr, Elektronische Effekte)
Lupo (Lead Git, Ac. Git)
Mila Kapolke (B, Voc, Ac. Git)
Mist (Keys, Back Voc)
Wildschwein (Git, Voc)
Toni Moff Mollo (Voc, Perc)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger