Reviews

Art Blakey, Duke Jordan

Les Liaisons Dangereuses + Des Femmes Disparaissent

Info Musikrichtung: Jazz/Soundtrack VÖ: 20.04.2018 ('59-'62) Essential Jazz Classics (fontana) Gesamtspielzeit: 139:45 Internet: http://artblakey.com/ https://www.in-akustik.de/

Soundtracks für Filme sind meistens dazu bestens geeignet, um den Charakter oder die Dramatik eines Filmes zu unterstreichen. Betrachtet man sie dann losgelöst, verlieren sie oft an Bedeutung und man fragt sich, warum man die Musik während des Filmes gar nicht so wahrgenommen hat. Nun, weil sie perfekt in das Geschehen eingeflochten waren.

Jazz im Film ist ja nun keine Eintagsfliege, man denke da an Miles Davis, der für Fahrstuhl zum Schafott (Originaltitel: Ascenseur pour l’échafaud) für Louis Malle einen grandiosen Soundtrack vorgelegt hat. Musik, die auch hervorragend ohne Film „funktionierte“. Das war 1958, und nun, um auf die mir vorliegende CD zu kommen, befinden wir uns im gleichen Jahr (Des Femmes Disparaissent sowie im Jahr 1959 (Les Liaisons Dangereuses, beides Filmmusiken, die von Art Blakey und seinen Jazz Messengers eingespielt wurden, sowie für den zweitgenannten Film eine andere Version aus 1962, eingespielt vom Duke Jordan Quintet.

Auf dieser Doppel-CD finden wir also die komplette Soundtrack-Musik von Art Blakey & The Jazz Messengers für die französischen Filme Les Liaisons Dangereuses (Gefährliche Liebschaften, 1959, Regie Roger Vadim) und Des Femmes Disparaisent (Frauen verschwinden, 1958, Regie: Édouard Molinaro). Unter den Mitmusikern finden wir solche Koryphäen wie Lee Morgan, Benny Golson, Barney Wilen, Bobby Timmons. Les Liaisons Dangereuses wurde vom Pianisten Duke Jordan komponiert, der auch ein Album mit dem Soundtrack aufgenommen hat (Charlie Parker Records LP-813-S), auf diesem 2CD-Set in seiner Gesamtheit enthalten. Die Quintett-Versionen von zwei der besten Songs des Films, "No Problem" und "Miguels Party", aufgenommen 1959 in Paris von einem Quintett angeführt von Clark Terry, Barney Wilen und Bud Powell, wurde als Bonus hinzugefügt. Das ganze wurde 24 bit digital remastered und beglückt durch ein umfangreiches Booklet.

Wie schon beim Beispiel Miles Davis angeführt, wirkt auch die Einspielung von Art Blakey zu Les Liaisons Dangereuses auch ohne den Film, spielt die Band doch herrlichen und mit Leidenschaft vorgetragenen Hard Bop von höchster Güte, gleich der Einstieg mit “No Problem #1“ geht emotional gleich in die Vollen, Blakey und sein treibendes Spiel, unterbrochen durch die typischen Drum Rolls bringen die Seele auf Trab, und Barney Wilen sowie Lee Morgan setzen mit ihren Soli Akzente, die beispielhaft stehen für jedes einzelne Stück, bis zu #10.

Etwas anders verhält es sich mit dem Soundtrack zu Des Femmes Disparaisent. Hier umfasst die Musik wirklich vorrangig Untermalungen einzelner Szenen des Films und wirkt losgelöst davon eher skizzenhaft. Gleichwohl kann man sich in diese Atmosphäre durchaus fallen lassen und einen eigenen Film für sich entstehen lassen. Insofern wäre diese Einzelplatte wohl eher etwas für Komplettisten, andererseits jedoch als Bestandteil dieses 2-CD-Paketes geht das in Ordnung.

Jazzfreunde dürften sich aber die Einspielungen von Duke Jordan wiederum sehr freuen, es ist sehr interessant, diese Aufnahmen mit denen von Blakey zu vergleichen, zumal sie ja auch mit anderen Musikern eingespielt wurden. Art Taylor am Schlagzeug besitzt einen ganz anderen Stil und auch Charlie Rouse, der Saxofonist, pflegt einen sehr individuellen Sound. Auch hier Hard Bop erster Güte, Musik, die des Jazzers Herz erfreut.

Wolfgang Giese