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Reviews

Du Mont, H. (Desenclos)

Grands motets


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 01.04.2005

Alpha / Note 1 (CD, DDD (AD: 2004) / Best.Nr. ALPHA 069)

Gesamtspielzeit: 72:55

Internet:

Alpha

ERHABEN

Henry Du Mont (1610-1684) machte sich zunächst als Organist in Paris einen Namen, bevor er zum Kapellmeister der chapelle royale aufstieg und als solcher ab 1663 das Musikleben am Hofe und dadurch im gesamten Frankreich seiner Zeit maßgeblich mitbestimmte. Unter Ludwig dem XIV. war es bei der täglichen Messe bei Hofe üblich, drei teils recht ausladende, kunstvolle Motetten zu Gehör zu bringen. Insofern hatte Du Mont ausreichend Gelegenheit, sich auf diesem Feld hervorzutun. Zwar wurden auch zu seinen Lebzeiten zahlreiche seiner Werke gedruckt, die hier zu hörenden "Grands Motets" wurden aber erstaunlicherweise erst nach seinem Tode, nämlich 1686 publiziert, was auch ihre eigentliche Entstehungszeit im Dunkeln verbleiben läßt, die indes deutlich früher anzusetzen sein dürfte. Interessant an diesen für besonders festliche Gottesdienste am Hof verfaßten Motetten ist u.a. die Ausgestaltung der Instrumentalbegleitung. Eine eigenständige Funktion bekommen hier regelmäßig die beiden Violinstimmen zugeschrieben, die kontrapunktisch geführt werden, während der Rest des Ensembles zumeist zur Verdoppelung der 5 Vokalstimmen herangezogen wird. Davon geht eine hochverfeinerte, delikate Wirkung aus, die aber nie den feierlich-würdevollen Charakter der Stücke in Frage stellt.
Nicht zu leugnen ist die deutliche Anlehnung an den italienischen Stil jener Zeit, wie ihn vor allem Carissimi geprägt hat und den Du Mont behutsam mit den Mitteln der französischen Schule zu verknüpfen weiß. Von der Vielfalt der Ausdrucksmittel und der auch mehr am dramatischen Element ausgerichteten Schreibweise eines Lully hingegen, ist er ein ganzes Stück entfernt. Seine Stücke leben von einer differenzierten, aber verinnerlichten Andächtigkeit.
Eine Ausnahmestellung nimmt insofern und auch bei dieser Einspielung der Dialogus de anima ein, der seine Uraufführung 1677 erlebte und als Oratorium für fünf Singstimmen, zwei Violinen und Continuo aus einem solchen Reichtum der Mittel schöpft, dass er Du Mont deutlich aus der Masse heraustreten läßt und ihn jenseits der sonst vorherrschenden, erhabenen Einfachheit der Tonsprache zeigt.

Eine solche Musik lebt naturgemäß ganz wesentlich von der sängerischen Leistung und die uneitle Perfektion, mit der die Vokalsolisten des Ensemble Pierre Robert hier vorgehen, führt dabei zu einem vollständig überzeugenden Resultat. Sie alle agieren, wo es angemessen ist, durchaus mit religiöser Emphase, konzentrieren sich aber ansonsten auf eine vollkommen runde, auch weiche Tongebung, die die Werke in ihrer erhabenen Größe erleben läßt. Die Sänger harmonieren dabei untereinander nicht nur in der Abstimmung, sondern auch klangfarblich in wohltuender Weise. Die Instrumentalisten liefern ihnen dazu ein stabiles Grundgerüst.
Bei den sinnvoll eingeschobenen Orgelsätzen darf der Ensembleleiter Frédéric Desenclos solistisch glänzen.
Die Tontechniker haben dies alles in bewährter "Alpha-Manier" mit einem vollen, transparenten und dennoch warmen Klangbild eingefangen. Leider bietet das informative Bookelt den Text einmal mehr nur in französischer und englischer Sprache.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1Allemande2:09
2Super flumina Babylonis - Psaume CXXXVI11:28
3Allemande2:42
4Dialogus de anima19:03
5Allemande3:03
6Ecce iste venit10:29
7Pavane4:43
8Benedic anima mea - Psaume CII15:24
9Allemande grave2:48

Besetzung

Ensemble Pierre Robert:
Christina-Maria Rembeck, Sopran
Marcel Beekman, Altus
Robert Getchell, Tenor
Robbert Muuse, Bariton
Marc Labonnette, Bass

Stéphan Dudermel & Yannis Roger, Violine
Emilia Gliozzi, Violoncello
Benjamin Perrot, Theorbe
Alexandre Salles, Fagott

Frédéric Desenclos, Ltg. und Orgel
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