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Reviews

Donizetti, G. (Allemandi)

Francesca di Foix


Info

Musikrichtung: Ital. Oper des 19. Jhdt.

VÖ: 01.03.2005

Opera Rara / Note 1 (CD, DDD (AD: 2004) / Best.Nr. ORC 028)

Gesamtspielzeit: 77:00

Internet:

Opera Rara

DONIZETTI IN ZEITRAFFER

Operneinakter sind heute so undankbar, wie zur Zeit ihrer Entstehung. Donizettis Francesca di Foix dürfte bereits bei ihrer Uraufführung im Jahre 1831 in Neapel anläßlich des Namenstages von Ferdinand II. angesichts des Festtrubels kaum die gebührende Aufmerksamkeit erfahren haben. Sie heute wieder auf die Bühne zu bringen, ist schon wegen der Spieldauer von nur gut 70 Minuten schwierig. Um so verdienstvoller ist es, wenn dieses Kleinod nunmehr vom britischen Label Opera Rara auf CD veröffentlicht wird. Wie bei OPera Rara üblich, kommt die CD in luxuriöser Aufmachung mit schöner Box und umfangreichem Booklet (Einführungstext und Libretto in englischer Sprache, Zusammenfassung auch auf Deutsch) auf den Markt.

Das Stück nimmt vom Libretto (Autor: Domenico Gilardoni) her eine Zwitterstellung ein und mag am ehesten noch als Komische Oper gelten, Donizetti selber betitelt das Werk als "Melodramma giocosa". Im Kern geht es darum, dass die Gräfin Francesca von ihrem eifersüchtigen Mann zuhause wie eine Gefangene gehalten wird. Der König will sie mit Hilfe des Fürsten und seines Pagen aus dieser Situation befreien und dem Grafen eine Lehre erteilen. Mit List gelingt es ihnen, die Gräfin in Verkleidung an den Königshof zu locken, wo König und Fürst ihr gleichermaßen nachzustellen vorgeben. Der Graf, als königlicher Jagdmeister ohnehin am Hofe, erkennt seine Frau, wagt aber wegen des geschuldeten Gehorsams nicht, einzugreifen, obwohl er vor Wut schäumt. Erst als der König sich nach einem Turnier anschickt, die Gräfin dem Fürsten zur Frau zu geben, schreitet der Graf ein, muß letztlich erkennen, dass er gefoppt wurde, und verspricht kleinlaut, seine Frau nun nicht länger eifersüchtig von der Welt fernzuhalten.

Donizetti hat hierzu eine Musik ersonnen, die zumeist feinperlend und heiter daherkommt. Dabei präsentiert er seine Kunst gewissermaßen in Zeitraffer. Alle Charakterstika seines Opernschaffens treten hier zutage, werden aber oftmals nur kurz angerissen. Auch kann der kundige Hörer so manches Selbstzitat des Komponisten entdecken. In den Ensembleszenen scheint zudem bisweilen Rossinis Stil aufzublitzen.
Was Donizetti hier weniger bewegt hat, ist das Nachzeichnen von Stimmungen. Ihm ging es vielmehr um eine treffende musikalische Charakterisierung der Figuren, die auch mehr als treffend und zudem lebendig gelungen ist.

Besonders bedacht hat er dabei die Gräfin selbst, die zudem mit einigen Bravourstücken glänzen darf. Diese Chance läßt sich Annick Massis nicht entgehen: Sie präsentiert eine jugendlich wirkende Gräfin voller Lebensfreude und Pfiffigkeit. Den Countertpart bildet Alfonso Antoniozzi, dessen tumber, aber nicht polternder Graf den Hörer zwischen Mitleid und Schadenfreude schwanken läßt. Eine herausragende Leistung liefert im übrigen der Bariton Pietro Spagnoli, der dem König viel männliche Kraft verleiht. Bruce Ford und Jennifer Larmore runden mit ihren Auftritten als nachgerade luxuriöse Besetzung der kleineren Rollen den durchweg positiven Eindruck ab, den das Solistenensemble hinterläßt.

Sie werden vom London Philharmonic Orchestra schwungvoll begleitet. Der Dirigent Antonella Allemandi setzt das Werk unter musikalischen Hochdruck, was der Oper aber sehr gut bekommt.
Herausgekommen ist ein glänzend aufpoliertes, kurzweiliges Opernkleinod in einer hochkarätigen Interpretation.

In gleicher Ausstattung ist parallel ein weiterer Operneinakter aus Donizettis Feder erschienen: Elvida (ORC 029).
Die Besprechung hierzu findet sich ebenfalls in dieser MAS-Ausgabe.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Il Re - Pietro Spagnoli
Il Conte - Alfonso Antoniozzi
La Contessa - Annick Massis
Il Duca - Bruce Ford
Il Paggio - Jennifer Larmore

Geoffrey Mitchell Choir

London Philharmonic Orchestra

Ltg. Antonello Allemandi
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