Reviews
Rockonica
Info
Musikrichtung:
Rock
VÖ: 18.04.2005 (Favored Nations / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 56:59 Internet: http://www.reevesgarbrels.com |
Wenn man Rockonica, das neue Album von Reeves Gabrels hierzulande in den Läden stehen sieht, könnte man auf die Idee kommen, es handle sich dabei um den neuen Tonträger von Big Brother Altrocker Michael. Abgesehen von der optischen Ähnlichkeit und der Vorliebe für härtere Gitarrenklänge hat Reeves Gabrels aber glücklicherweise nicht viel mit dem TV-Knast-Bewohner gemeinsam.
Reeves Garbrels... sicher ein Name, der nicht bei jedem spontan die Glocken läuten lässt. Wenn man sich aber die Vita eben dieses Reeves Gabrels' einmal vornimmt, kommt man aus dem Staunen kaum mehr raus. Vor allem ist Gabrels ein Buddy von David Bowie, mit und durch den Gabrels musikalische Karriere in den 80ern begann. So arbeitete Reeves Gabrels zusammen mit Bowie bei Tin Machine, welche drei Alben veröffentlichten. Außerdem komponierte er Soundtracks für TV Serien von PBS und David Lynch/Mark Frost Produktionen. Als Gittarist und Songwriter war Gabrels auf David Bowies Alben Black Tie White Noise und Outside maßgeblich beteiligt. Die Arbeit an Bowies Album Earthling brachte ihm 1998 sogar eine Grammy Nominierung ein. Desweiteren stellte er seine Gitarrenkunst auch auf Alben und Singles von namenhaften Künstlern wie The Cure, Natalie Imbruglia, Alicia's Attic und sogar den Rolling Stones unter Beweis. Selbst in der Videospielbranche mischte Gabrels mit und komponierte den Sountrack zum PlayStation Spiel Omikron.
2001 kam es dann zur Trennung von Bowie und Garbrels widmete sich Projekten mit Ozzy Osbourne und Mick Jagger. Sein letztes Soloablum Ulysses wurde für die MTV Shows Road Rules und Real World lizensiert.
Nun also legt Reeves Gabrels mit Rockonica sein nächstes Soloalbum nach. Der Typ hat in der Musikbranche so gut wie alles gerissen was geht, und das merkt man dieser Scheibe an. Garbrels unterliegt keinen Zwängen und Richtlinien, er ist ein erfahrener Musiker und Producer der seine künstlerische Freiheit ohne Vorbehalte auslebt. Sowas kommt gut, sowas hört man nicht alle Tage. Allein die Länge der Songs spricht eine deutliche Sprache: 2 Minuten, 5 Minuten, 7 Minuten, 10(!) Minuten... warum nicht? Gabrels scheint einfach das zu machen worauf er Bock hat, und das ist in erster Linie extrem gittarrenlastiger Rock mit einigen Jazz-, Blues- und Country-Einflüssen. Dabei bleibt Gabrels voll auf der Höhe der Zeit und setzt alle möglichen technischen Spielereien ein, die allerdings immer dezent im Hintergrund bleiben. Die Stimme ist meist etwas verzerrt, auch das kommt gut, passt zu den Songs. "Leper" und "Continue" haben wahnsinns Hooklines, mit "13th Hour hat es zur Abwechslung ein ruhiges Instrumentalstück auf die Scheibe geschafft, "Conversation" macht seinem Namen alle Ehre, ein verzerrtes Zwiegespräch flattert dem Hörer anfangs um die Ohren, der Höhepunkt des Albums ist allerdings "Anywhere (She Is)". Ein 10 Minuten Stück ohne wirkliches Muster, ohne klaren Refrain, ein variationsreicher Klangteppich, der dennoch irgendwie in sich harmoniert.
Rockonica spiegelt pure Professionalität, aber auch pure Spielfreude wider. Freunde guter Rockmusik sollten zugreifen!
Alexander Koschny
Trackliste
1 | Sign from God | 3:19 |
2 | Leper | 4:42 |
3 | Underneath | 7:46 |
4 | Anywhere (She Is) | 10:30 |
5 | Conversation | 5:18 |
6 | Continue | 4:09 |
7 | 13th Hour | 2:27 |
8 | Tunnel | 5:22 |
9 | Uphill Both Ways | 4:53 |
10 | Long Day | 8:33 |
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |