Reviews

Katy Winter

Private

Info Musikrichtung: Soul / R'n'B VÖ: 10.04.2005 (Turicaphon) Gesamtspielzeit: 48:43 Internet: http://www.katy.ch

Auch in der Schweiz gibt es sie, die berüchtigten Casting Shows: Eine davon heißt "MusicStar" und hat 2004 als eine der 10 Finalisten die junge Soul-Sängerin Katy Winter ausgespuckt.

Immerhin, die in Island und Südafrika aufgewachsene Schweizerin schreibt die meisten ihrer Texte selbst. Das kann nicht jeder ihrer Casting-Kollegen von sich behaupten. Entsprechend sind die Lyrics zumeist in sehr einfachem, gut verständlichem Englisch gehalten. Für die Musik zeichnet sich meist das Produzenten-Team "Bread&Butter" verantwortlich.

Und die ist zumindest hin und wieder beachtlich. "Meine eigene Musik stelle ich mir aus einer Mischung verschiedener Stilrichtungen vor wie Soul, R'n'B, Jazz, Funk und Pop", sagt Katy Winter - und damit ist auch schon das Wesentliche gesagt. "Score" spielt zusätzlich mit Gospelelementen und bringt eine spanische Gitarre ein, mein Liebling "Wake Up" kommt als überraschend harter Song daher und erinnert mit seinem vordergründigen Cello-Einsatz sogar an Apocalyptica. Stark! Ebenfalls interessant ist "Switch", ein eher drum-lastiges, auf "mystisch" getrimmtes Stück.

Dem gegenüber stehe eine ganze Riege von 08/15-Mainstream Songs, "hauptsache leicht verdaulich" hieß hier wohl die Devise. Der Gipfel (und ich möchte fast behaupten: eine Art Selbstbekenntnis) ist dabei der mit dümmlichem Text ausgestattete Song "I can't find my Sound". Für das nächste Album kann man Katy Winter nur wünschen, den Mut aufzubringen, mehr Neues auszuprobieren - was sie hier ja in Ansätzen schon getan hat - anstatt tausendmal gehörtes Chart-Einerlei zu reproduzieren.

Ob es dazu kommen wird, muss allerdings - wir wollen angesichts der Erfahrungen mit anderen gecasteten Interpreten realistisch bleiben - angezweifelt werden. Auch Fast-Food macht satt, und der Markt für gecastete Gruppen und Solisten ist schon längst übersättigt.

Trotzdem: Schlecht ist es nicht, was Katy Winter hier abliefert. R'n'B- und Soul-Fans sollten ruhig mal ein Ohr riskieren.

Hendrik Stahl