····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Mozart, W. A. (Schoonderwoerd)

Requiem


Info

Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 08.01.2018

(ACCENT / Note 1 / CD / 2017 / Best. Nr. ACC 24338)

Gesamtspielzeit: 63:33

Internet:

Cristofori

Gesualdo Consort

INTIMITÄT STATT PROTZ

Am Rätselraten um Mozarts Requiem ist auch in unseren Tagen ebensowenig Mangel wie an Neuinterpretationen, Ergänzungen und vermeintlichen Verbesserungen. Nach René Jacobs jüngst eher leidlich gelungenem Versuch (MAS-Review) reiht sich nun Arthur Schoonderwoerd in den Kreis der Interpreten ein. Sein Ansatz ist allerdings um einiges spannender und ergiebiger als der von Jacobs: Schoonderwoerd wählt mit Blick auf die musikalischen Mittel des mutmasslichen Auftraggebers des Requiems eine Kleinstbesetzung, besetzt also die Instrumentalstimmen weitgehend nur einfach und den Chor mit je zwei Sängern pro Stimme. Das sorgt für einen höchst intimen, fast schon kammermusikalischen Rahmen und zu einem abschattierten Klang, dessen Schwerpunkt sich von den Streichern zu den dunklen Bläserstimmen der Bassetthörner und Fagotte verschiebt. Zudem ermöglicht die Minimalbesetzung ein flexibleres Agieren in den Übergängen von solistischen zu chorisch besetzten Passagen und befördert eine größere Innigkeit und Dringlichkeit im vokalen Ausdruck.

Schoonderwoerd bindet Mozarts Musik zudem ein in ein mögliches liturgisches Gesamtkonzept, streut also gregorianisch gesungene Lesungs- und Gebetstexte ein. Diese entfalten nicht zuletzt aufgrund der ungewohnt improvisierten, orthodox geprägten Vortragsweise des Offizianten Frédéric Tavernier-Vellas einen fremdartigen Charakter und bilden zugleich sinnvolle Ruhepunkte im dramatisch aufgeladenen Geschehen von Mozarts Requiem-Vertonung.

Wirklich innovativ ist der Anreicherung des Werkes durch die liturgisch zwingende Absolutio, deren Bestandteil „Libera me“ hier in der Vertonung Ignaz Ritter von Seyfrieds präsentiert wird. Seyfried war Kapellmeister im Theater von Mozarts Freund Emanuel Schikaneder und schuf diese Komposition um 1800 bewusst als Ergänzung von Mozarts Werk und zum Teil unter Rückgriff auf dessen Dies Irae. Gerahmt wird das „Libera me“ wiederum durch zwei Gregorianische Gesänge, wobei die Schlichtheit und Kürze des abschließenden Gesangs eine ganz eigene Größe entfaltet.

Ein gewisses Irritationspotential hat Schoonderwoerds Versuch, die Sequenz Dies Irae, deren Abschluss durch den Mozart-Schüler Süssmayr oftmals als misslungen und zu simpel angesehen wird, durch eine eigens komponierte Doppelfuge abzurunden. Diese fügt sich nun allerdings keineswegs bruchlos in den musikalischen Fluss ein und erscheint in der Schlusswendung auch wenig konsequent. Interessant ist der Versuch dennoch.

Die kleine Besetzung fordert Instrumentalisten und Sänger naturgemäß in besonderer Weise. Das Gesualdo Consort Amsterdam meistert diese Herausforderung ungeachtet kleinerer Abstriche bei dem ein oder anderen vokalsolistischen Einsatz ebenso souverän wie das Ensemble Cristofori.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Gesualdo Consort Amsterdam
Cristofori

Arthur Schoonderwoerd: Ltg.
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger