Reviews
Death or Glory (Vinyl)
Info
Musikrichtung:
Teutonen Metal
VÖ: 11.08.2017 (1989) (Noise / Sanctuary / BMG) Gesamtspielzeit: 66:25 Internet: http://www.running-wild.de |
Mit Death or Glory beschäftigen wir uns mit dem letzten Album, das in der ersten Welle der Running wild Vinyl-Wiederveröffentlichungen erschienen ist. Erstmals sind Bonus-Tracks enthalten. Aber auch ohne sie hätte man Death or Glory wohl als Doppelalbum veröffentlichen müssen. Die Spielzeit der ursprünglichen CD von 54:18 Minuten hätte bei einer Einzel-LP zu deutlichen Qualitätskompromissen geführt. So wird das ursprüngliche Material auf drei LP-Seiten verteilt. Die Rückseite der zweiten LP bietet den Raum für die drei Bonus-Stücke.
Aufmachung:
Damit verändert sich das äußere Erscheinungsbild. Death or Glory erscheint im Gatefold-Cover, das außen die Vorder- und Rückseite der CD in guter Qualität zeigt. Im Inneren sind auf der einen Seite die Lyrics, auf der anderen Seite die Original-Liner Notes der CD und eine Reihe von schwarz-weiß Fotos abgebildet. (Merkwürdigerweise fehlt der Text von „March on“.) Auf das Running wild Totenkopf-Logo, das sich auf der Rückseite des CD-Booklets befand, wird verzichtet. Es gibt leider auch keinen aktuellen Liner Notes, die uns etwas über die Herkunft der Bonus Tracks verraten würden
Die schwarzen 180g Vinyl-Scheiben stecken dieses Mal in schwarzen ungefütterten Innenhüllen, die die mit den Titeln bedruckten Platten-Labels frei lassen.
Optisch wurde der Ansatz des Covers konsequent auf das Innere übertragen. Sowohl bei Texten und Liner Notes, wie auch bei dem Labelaufdruck wurde der Gotik-Schrifttyp des Albumcovers verwendet. Das passt optisch gut, ist aber etwas schwerer zu lesen – insbesondere für Menschen, die mit Frakturschrift gar nicht mehr vertraut sind. Auch die schwarz-gold Optik des Covers wurde übernommen. Die Texte stehen nun Weiß auf Gold; die Schwarz-weiß-Fotos sind in Schwarz-gold abgedruckt.
Musik und Image:
Eigentlich muss man hier nicht viel sagen. 1989 hatten Running wild ihren ureigenen Stil gefunden, unverkennbar mit einem extrem hohen Wiedererkennungswert. Und wirkliche Schwächen lassen sich ihnen auf diesem Album auch wirklich nicht nachsagen.
Es gibt aber weniger echte Highlights, die wie auf den Vorgängern die Fäuste sofort in die Höhe gehen lassen. Das lässt sich hier eigentlich nur von „Bad to the Bone“, „Tortuga Bay“ und vor allem „March on“ sagen. Und bei fast einer Stunde Spielzeit des Originalalbums lassen sich gewisse Längen und Wiederholungen auch nicht verleugnen. Die bei Vinyl-Platten erzwungene Beschränkung auf etwas mehr als 40 Minuten hätte dem Album eventuell gut getan. Insgesamt schlägt sich das bei Death or Glory aber kaum qualitätsmindernd nieder. Es war damals wohl eher ein Warnsignal in Richtung Zukunft.
Die äußere Erscheinung der LP pflegt das bewusst gewählte Piraten-Image weiter. Wie in der Vergangenheit bedeutete das aber nicht, dass jedes Stück ein Piratenthema haben muss. Verschiedentlich werden historische Ereignisse verarbeitet – Napoleon’s Niederlage bei Waterloo, der zweite Weltkrieg, Klaus Störtebeker oder die Inquisition. Und es gibt auch kleine Ansätze zu einer tieferen Beschäftigung mit den Sujets.
So wird in „Battle of Waterloo“, das im Wesentlichen eine reine Schlachtschilderung ist, die Brechtsche Frage gestellt, wer eigentlich die Zeche zahlt – und auch gleich die Antwort gegeben: „The little Soldier, he’s lost“.
Und wenn in „Bad to the Bone“ im ersten Vers die Kriegstreiber des zweiten Weltkriegs angeklagt werden, schaut der zweite Vers auf die Gegenwart und die genauso rücksichtslosen Typen in Anzug und Krawatte.
Ein schönes Beispiel für eine erwachsener werdende Band.
Irritationen:
Ohne die Running wild Historie an dieser Stelle im Detail zu kennen, scheint es personell nicht ganz rund zu laufen, oder gelaufen zu sein. Beim näheren Betrachten der Details des Albums kommen Fragen auf. Drummer Iain Finlay ist überraschend stark in das Schreiben der Texte eingebunden. Das Titelstück schreibt er sogar ohne den Chef zusammen mit Majk Moti. Das klingt erst Mal gut.
Aber gerade bei Majk Moti zeigen sich Merkwürdigkeiten in der Gestaltung der Vinyl-Edition. Im Booklet der CD wird er bei „March on“, das als einer der stärksten Songs das Album beschließt, noch als alleiniger Autor von Text und Musik angegeben. Im Vinyl-Cover fehlen mit dem kompletten Text auch die Credits für ihn. Zufall? Immerhin sind ja zwei der Bonustracks auf der vierten LP-Seite auch allein von ihm geschrieben worden. Das merkt man aber nicht so leicht. Credits gibt es auf dem Cover wieder nicht – nur auf den LP-Labels stehen sie. Und auch da steht nichts von Majk Moti. Nur wer weiß, dass der Gitarrist bürgerlich Michael Kupper heißt, erkennt ihn als Urheber von „Tear down the Walls" und „Störtebeker".
Und dann fehlt Majk Moti im Line up des nachfolgenden Albums Blazon Stone. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Trackliste
Seite A
1 Riding the Storm (6:28)
2 Renegade (4:30)
3 Evilution (4:43)
4 Running Blood (4:30)
Seite B
5 Highland Glory (The eternal Fight) (4:52)
6 Marooned (5:13)
7 Bad to the Bone (4:46)
8 Tortuga Bay (3:17)
LP 2
Seite C
9 Death or Glory (3:57)
10 Battle of Waterloo (7:48)
11 March on (4:12)
Seite D (Bonus Tracks)
12 Wild Animal (4:13)
13 Tear down the Walls (4:21)
14 Störtebeker (4:08)
Besetzung
Majk Moti (Git)
Jens Becker (B)
Iain Findlay (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |