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The Damned

Neat Neat Neat; The alternative Anthology

Info Musikrichtung: Punk VÖ: 25.10.2004 (Captain Oi! / Sanctuary) Gesamtspielzeit: 162:55

Was an dieser fetten Dreier-Box erst einmal auffällt, ist der Mangel an Informationen. Ein achtseitiges Booklet bietet zwar einen kurzen Abriss der Bandgeschichte. Über die Konzeption und die Auswahl der Anthologie wird allerdings kein Wort verloren. Ist es das Gesamtwerk von The Damned, sind es einzelne LPs, eine Art Best of, oder - was der Untertitel The alternative Anthology nahe legt - b-Seiten, Samplerbeiträge und rare halbvergessene Aufnahmen? Aus den Überschriften der CDs erfahren wir gerade eben eine grobe Ordnung.

So bleibt uns also nichts weiter übrig, als unwissend die 3 CDs anzuhören, um zu sehen, was uns hier geboten wird. CD 1 ist der Zeit von The Damned bei Stiff-Records gewidmet. Das rührige Label war mit und durch den Punk eine Zeitlang zur wichtigen Größe auf dem britischen Plattenmarkt geworden. Hier erschienen kurz nacheinander die erste Single und die erste LP von The Damned, die damit zu den Urvätern des Punk gehörten, die bereits im ersten Sog der Sex Pistols auf der Bildfläche erschienen. Die CD beginnt mit einem krachenden Punk-Song, der uns hoffen lässt, hier eine weitere Truppe von der Klasse der Sex Pistols, der Clash oder Ultravox zu entdecken.

Wenn diese von Captain Oi! vorgelegte Compilation allerdings repräsentativ sein sollte, merken wir bald warum der Nachruhm von The Damned deutlich geringer ist, als der der genannten Bands und dass der Eindruck der Nachgeborenen, dass The Damned eher als Teil der zweiten Garde der Punk-History zu betrachten sind, durchaus berechtigt ist. Der Druck des ersten Stückes lässt schnell nach - und wir landen bei etwas mauen Zwei- bis Drei-Minütern, die wenig Eindruck hinterlassen und schnell wieder vergessen sind. Punk ist das Ganze kaum noch, bestenfalls New Wave oder blasser Rock.

Die zweite CD, die der Zeit auf dem Label Bronze Records gewidmet ist, setzt die Entwicklung fort. Da man nun auch auf keinem Punk-Label mehr ist, nimmt sich die Freiheit in andere Richtungen zu experimentieren. Mal gibt es (mit Hilfe einer Sitar?) leicht indischen Flair (“Under the Floor again“); mal macht man mit einer Orgel auf Stranglers-für-Arme (“Stranger on the Town“). Nur selten gibt es wenigstens Anflüge von punkigem Sound (“Generals“, „Take that“). Hübsch ist “Take me away“ mit seinem netten Rhythmus und den schönen Gitarren-Soli. Mit Punk aber hat das nichts mehr zu tun.

Die dritte CD enthält Live-Aufnahmen. Von wann, erfahren wir nicht. Insgesamt sind die Aufnahmen recht bootlegig. Es beginnt hektisch, aber mit mehr Pop als Punk. Das Sweet-Cover “Ballroom Blitz“ ist kaum zu erkennen. Bei “Fish“ lohnt es sich das erste Mal aufzuhorchen - und da sich das fortsetzt, hat man den Eindruck, dass hier mehrere Live-Mitschnitte aus unterschiedlichen Zeiten zusammengebastelt wurden.

Insgesamt wäre eine CD mit einigen Stiff-Tracks und der zweiten Hälfte der Live-CD eine schöne Sache gewesen. So ist das Ganze absolut enttäuschend, wozu die Aufmachung des Box-Sets seinen guten Teil beiträgt. Eine Frage soll am Ende noch gestellt werden. Warum enthält die Anthologie keine Beiträge aus der MCA-Zeit? Immerhin, das erfahren wir aus dem Booklet nun doch, fällt in diese Zeit der größte Chart-Erfolg von The Damned - mit dem Barry Ryan(!)-Cover “Eloise“.

Norbert von Fransecky