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Reviews

Cherubini, Luigi

Messe F-Dur


Info

Musikrichtung: Romantik / Vokal

VÖ: 2003

EMI CLASSICS CD DDD (AD 2003, live) / Best. Nr. 7243 5 57558 2 7

WEIHEVOLL BIS BOMBASTISCH: MUTI ZELEBRIERT CHERUBINIS MESSE

VON KOMPLEX BIS LÄRMIG, VON WEIHEVOLL BIS SCHLICHT

All diese Adjektive passen in der ein oder anderen Weise zu Cherubinis F-Dur-Messe, wie auch zu seinen anderen kirchenmusikalischen Werken, derer sich seit einiger Zeit Riccardo Muti verstärkt annimmt. Die 1809 vollendete Messe mit dem Beinamen "Di Chimay" (da auf dem Landschloß von Chimay in Frankreich begonnen), ist nicht frei von opernhaften Einsprengseln. Kein Wunder, hatte doch Cherubini in den Jahren zuvor schon seine ganz großen Bühnenerfolge gefeiert, etwa mit Lodoiska, Médée oder Les deux journées. Der Theaterdonner fand dabei auch Eingang in die geistlichen Werke, die daher nicht unbedingt andachtsvolle oder gar liturgiegeeignete Stücke sind. Dennoch weisen sie den Komponisten als Anhänger und Verfeinerer des kontrapunktischen Stils auf, den er in seinen Messen ungewöhnlich streng anwandte. Gepaart mit einem großen Orchesterapparat und einer Betonung des chorischen Elements ergibt sich so eine höchst reizvolle, aber mitunter auch schwer durchschaubare Mischung. Beim ersten Hören wirkt das alles bombastisch, zur Übergröße aufgeblasen, laut und voller Pathos. Erst bei genauerem Hinhören erschließen sich die Strukturen und die Feinheiten der Stimmführung und Orchesterbehandlung.

MUTI MACHT ES DEM HÖRER NICHT GANZ LEICHT

Da Riccardo Muti dazu neigt, das weihevoll-feierliche Element noch zu betonen, die Bögen ganz ausschwingen zu lassen und das Forte zum Fortissimo werden zu lassen, macht diese Einspielung es dem Hörer nicht eben einfach, sich in Cherubinis Klangwelt hineinzufinden. Muti ist mehr an der der Darstellung der übergreifenden Struktur, weniger am kleinteiligen Arbeiten gelegen, so dass sein Dirigat die Konturen des Werkes nicht sonderlich klar hervortreten läßt. Hat man sich aber eingehört, verfehlt die prachtvolle, festliche Vielfalt und Stärke der Klänge ihre Wirkung nicht.

EIN SICHERES ENSEMBELE, ABER EIN WENIG SCHÖNES KLANGBILD

Diese Wirkung beruht, da Cherubini den Chor in den Vordergund rückt und ihm den Hauptteil der Arbeit zuweist, vor allem auf der hochkonzentrierten und eindrucksvollen Leistung, die der Chor des Bayerischen Rundfunks bietet. Kraftvoll und punktgenau kommen die Einsätze, auch in den langen Chorpassagen werden keine Ermüdungserscheinungen erkennbar, trotz der gut 72 Minuten, die das Werk dauert. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zeigt sich gleichfalls in guter Verfassung. Schön insbesondere, dass beim Streicherapparat auf das sonst oft zu hörende Dauervibrato verzichtet wurde.
Bei den Solisten vermögen Ruth Ziesak mit ihrem klaren, hellen Sopran und Ildar Abrdazakov durch einen wohltönenden, fast schwarzen Bass zu überzeugen. Der Tenor Herbert Lippert hingegen zeigt in der Höhe von Zeit zu Zeit Intonationsschwächen, sowie eine Neigung zu übertriebener Emphase und kann daher mit den anderen nicht so ganz mithalten.

Bedauerlicherweise genügt dieser Live-Mitschnitt der Aufführungen im Münchner Herkulessaal vom März letzten Jahres nicht allen klanglichen Qualitätsansprüchen. Das Klangbild ist wenig räumlich bis eindimensional und vom Orchester kommt fast nur der Streicherklang über. Zudem wirken die Höhen gedeckelt. All dies verstärkt zunächst den Eindruck eines lärmigen Werkes, so dass dem Hörer schon einiges an Konzentration und Interesse abverlangt wird, bis er dieser CD die angemessene Freude abgewinnen kann. Dass das Booklet nur einen englischen und italienischen Begleittext enthält und diese auch noch in winziger Schrift, macht es ebenfalls nicht leichter.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Ruth Ziesak (Sopran), Herbert Lippert (Tenor), Ildar Abdrazakov (Bass)
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Ltg. Riccardo Muti
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