Reviews
Psappha, Rebonds A & B, Okho
Info
Musikrichtung:
Neue Musik - Schlagzeug
VÖ: 01.01.2005 Zig Zag Territories / Note 1 CD-DVD (DVDplus) (2004) / Best. Nr. ZZT 04091 Gesamtspielzeit: 60:00 |
MITREISSENDE RHYTHMUS-RITUALE
Zig-Zag-Territories, das französische Label mit den von der Künstlerin Anne Peultier exklusiv gestalteten Covern, zeigt sich auch bei seinem Repertoire immer wieder offen für Randständiges und Unverbrauchtes.
Dafür stehen in diesem Fall Schlagzeugkompositionen des griechisch-französischen Komponisten Iannis Xenakis (1922-2001). Das Besondere ist die Form der Präsentation: Der digitale Silberling hat in diesem Fall zwei Seiten; auf der A-Seite gibt es die vier eingespielten Stücke in der CD-Version, auf der B-Seite findet sich ein „Making of“ der Aufnahme und ein Video-Clip von Rebonds B.
Über diesem audiovisuellen Doppel kann man fast vergessen, dass die beiden Seiten zusammen lediglich auf etwa 60 Minuten Spielzeit kommen, der CD-Teil selbst hat nicht einmal vierzig Minuten. Dafür ist die Einspielung qualitativ hervorragend. Mit dem 29jährigen Portugiesen Pedro Carneiro steht ein charismatischer Schlagzeuger am Set, der die sich ritualartig wiederholenden und variierenden rhythmischen Zellen in einen mitreißenden Klangfluss verwandelt.
Nichts lässt einen dabei daran denken, dass Xenakis Musik auf bisweilen sehr komplizierten mathematischen Berechnungen beruht. Man muss die rigorose Ästhetik des Komponisten weder kennen noch schätzen, um in sein Werk hineinzufinden. Denn diese Musik ist in erster Linie am Klang orientiert, nicht an der Illustration abstrakter Verfahren. Wobei Xenakis - und dies unterscheidet ihn von anderen zeitgenössischen Komponisten - Pulsation und Beat den Vorrang vor der Erforschung und Manipulation der instrumentalen Farbe einräumt. Das verleiht der Musik eine ganz unmittelbare Dynamik.
Dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn man sehen kann, wie konzentriert Pedro Carneiro seine virtuose Partie ausführt. In der DVD-Version geht Rebond B ohne Zweifel noch mehr unter die Haut.
All dies wäre noch nicht ausreichend, wenn nicht auch die Tontechnik auf gleich hohem Niveau mitspielen würde. Anhand des „Making-of“ bekommt man einen Eindruck von der Sorgfalt und Geduld, die für diese Produktion nötig waren. Dass bei klassischer Musik heute verpönte Multi-Miking-Verfahren stellte sicher, dass jede Nuance der Djembes, Tom-Toms, Holzblocks, Gongs und Tommeln gleich aus mehreren Perspektiven eingefangen wurde. Man meint, die plastischen Klänge mit Händen greifen zu können.
Georg Henkel
Trackliste
1 | A-Seite |
2 | 01 Okho pour trois Djembés 12:35 |
3 | 02 Rebonds B pour set de percussions 05:04 |
4 | 03 Rebonds A pour set de percussions 06:19 |
5 | 04 Psappha pour set de percussions 12:04 |
6 | B-Seite |
7 | 01 Making of „Rebonds B“ |
8 | 02 Clip „Rebonds B“ |
9 | Französisch mit englischen Untertiteln |
Besetzung
Mathew Rich, Stephen John Gibson, Djembés
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |