Reviews
Same
Info
Musikrichtung:
Indie Rock
VÖ: 02.06.2017 (Henhouse Studios) Gesamtspielzeit: 49:01 Internet: http://jmicahnelson.com/particle-kid/ https://particlekid.bandcamp.com/ http://www.hemifran.com/index.html |
Particle Kid, das ist eigentlich Micah Nelson, sein Bruder ist Lukas Nelson und der prominente Vater ist Willie Nelson. Doch von Countrymusik ist seine Musik ganz weit entfernt. Vielmehr sammelte er musikalischen Erfahrungen unter anderen in einer Psych-Punk-Band, Insects vs.Robots.
Das gleichnamige aktuelle Album ist stilistisch sehr unterschiedlich, zunächst sollte man es in die große Schublade Independent packen. Und dann bleibt einem wirklich nichts anderes übrig, als jeden Song penibel nach und nach auseinanderzupflücken, gerade auch, weil eigentlich ganz viel geschieht in den ungewöhnlich arrangierten Songs. Da klimpert es, da fiepen Orgel, da kreischt ein Saxofon usw.. Die Arrangements sind äußerst komplex und vielschichtig und mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattet, und stets gibt es Überraschungen.
Micah’s Stimme ist nicht sonderlich ausgeprägt stark im Ausdruck, als begnadeter Sänger stellt er sich nicht heraus, jedoch vermag er eine sehr ansprechende Atmosphäre zu schaffen, die breitflächigen Gesangspassagen fließen einfach so dahin mit mehrstimmigen Arrangements, und so finden sich letztlich mannigfaltige Assoziationsmöglichkeiten, nicht zwingend anhand kompletter Songs, sondern von Teilen jener. Auch ganz zurück in die Sechziger führen mich meine Gedanken dann auch, hin zu den Beatles, aber auch spätere Spuren von Nirvana(US), Pink Floyd, Radiohead, Grateful Dead etc. können durchaus erscheinen. “Forever Friend“ – irre, hier quietscht ganz plötzlich aus dem Nichts ein Casio, mitten im Song “Slips Away“ wechselt der Rhythmus, viel Perkussion und ein fettes Bläserarrangement bahnen sich den Weg, und dann rastet der Saxofonist auch noch kurz aus…
Genau das meine ich, Songs, die von Beginn an eine bestimmte Richtung einschlagen, ändern sich plötzlich oder übernehmen für die Stimmung ungewöhnliche Einlagen, chorähnliche Klänge platzen hinein, Violine, Bratsche, Cello veredeln zum Beispiel “Leaving“, das ist ein ganz melancholischer Song mit einer Fülle schwelgerischer Emotionen. “Dreamer“ ist ein ganz cooles Stück, satt und vollmundig im Ausdruck, ganz druckvoll im Arrangement, und dazu voller Harmonie, ein Modular-Synthie bringt die Stimmung eines Mellotrons kurz ein, die Musik wird zurückgenommen, prescht wieder vor, E-Gitarren schwelen im Hintergrund, dieses Teil als Single-Auskopplung in Independent Charts könnte hoch punkten!
Und so fällt es in der Tat schwer, einen persönlichen Lieblingssong herauszustellen, denn alle Titel sind Lieblingssongs. Selten ist mir eine solch vielschichtige Musik über den Weg gelaufen, die allerdings nur dann begeistern kann, wenn man sich dieser ungewöhnlich klingenden Klangwelt auch öffnen kann. Bei zwei Stücken hat man mit Samples gearbeitet, bei “Wheels“ sind es Ausschnitte aus dem Audio Book von “The Hobbit“ (Tolkien), gesprochen von Nicol Williamson, und bei “The River“ wurden Ausschnitte (Audio Samples) aus dem Film “Rainbow Bridge“(Hendrix) verwendet. Ja, Willie kann sehr stolz sein auf seinen Sohn, der sich anscheinend auch nicht verbiegen lässt!
Trackliste
2 Slips Away
3 The Ocean
4 Dreamer
5 Leaving
6 Drone Love
7 Wheels
8 Give It All Back
9 The River
(All songs by Micah Nelson (Particle Kid)
Besetzung
Paul Bushnell (bass, vocals)
Jake Bloch (drums)
Anthony LoGerfo (drums)
Tato Melgare (percussion)
Eric Sullivan (electric guitar, lap steel, 12-string guitar)
Dave Malicke (horns)
Megan Pfefferkorn (vocals)
Jeff Smith (bass)
Alexandra Dascalu (vocals, flute)
Gavin Gambod (modular synthesizer)
Jules Pusch (violin, viola)
Aniela Perry (cello)
Lukas Nelson (vocals)
Milo Gonzalez (electric guitar)
Tony Peluso (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |