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Membra Jesu nostri
Info
Musikrichtung:
Kantate
VÖ: 27.01.2005 Genuin / Klassik Center Kassel CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Best. Nr. GEN 04048 Gesamtspielzeit: 56:10 |
INS HERZ GETROFFEN!
Die sieben Kantaten, die Dietrich Buxtehude 1680 unter dem Titel Membra Jesu Nostri vollendete, gehören zum Ergreifendsten, was das 17. Jahrhundert an Passionsmusik hervorgebracht hat. Für einen lutherischen Komponisten mag zunächst überraschen, dass hier ein mittelalterlicher lateinischer Text vertont wurde. Doch die aus dem 13. Jahrhunderts stammenden mystischen Betrachtungen über die verwundeten Gliedmaßen des gekreuzigten Christus entsprachen mit ihrer mitfühlenden Subjektivität und Inbrunst der damals aktuellen pietistischen Strömung im Protestantismus. Diese setzte an die Stelle objektiver Lehrsätze wieder die persönliche Glaubenserfahrung und mystische Ergriffenheit des Einzelnen.
Um dem Primat der Heiligen Schrift genüge zu tun, stellte Buxtehude jeder Meditation einen passenden biblischen Vers voran, der die Perspektive noch einmal vertieft und durch den Komponisten eine besonders kunstreiche Behandlung erfährt.
Die Musik ist von größter Zartheit: eine Klangbrücke, die den Bogen von der Passion Christi in die Gegenwart des Hörers schlägt und dessen Emotionen sowohl entzündet als auch bindet. Zwar ist die kleine Besetzung mit fünf Solostimmen, Violinen, Gamben und Basso continuo für diese Zeit nichts Ungewöhnliches. Buxtehude unterstreicht jedoch durch die subtile Behandlung der Stimmen, durch „Leitmotive“ und präzise gesetzten Klangfarben den ganz verinnerlichten Charakter dieser Andachtsmusik.
Stephan Schreckenberger, der Leiter des Ensembles Musica Lingua, fragt sich zu Recht, ob diese empfindsame Musik selbst bei einer sehr umsichtigen Interpretation durch das digitale Medium nicht zu viel von seiner spirituellen Substanz verliert.
Das Wagnis wird in diesem Fall jedoch durch das exzellente Ergebnis ganz und gar gerechtfertigt. Unterstützt durch eine sensible Aufnahmentechnik, stellen die fünf vorzüglichen jungen Solisten von Musica Lingua den Andachtscharakter des Werks in den Vordergrund. Derart hingebungsvoll, behutsam und doch klangreich interpretiert, trifft nicht nur Buxtehudes Musik den modernen Hörer ins Herz. Auch die Texte mit ihren kraftvollen, körperlichen Bildern beginnen wieder ganz selbstverständlich zu sprechen. Eine schlechthin ideale Interpretation also.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Ad Pedes | 7:12 |
2 | Ad Genua | 7:54 |
3 | Ad Manus | 8:18 |
4 | Ad Latus | 7:52 |
5 | Ad Pectus | 9:08 |
6 | Ad Cor | 8:16 |
7 | Ad Faciem | 7:30 |
Besetzung
Jörn Preuser (Altus)
Jacob Winter (Tenor)
Martin Weinbrenner (Bass)
Instrumentalisten von L’arpa festante
Ltg. Stephan Schreckenberger
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |