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Helsinki Soundpost
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 16.09.2016 (Ozella Music) Gesamtspielzeit: 49:45 Internet: http://www.marttivesala.com/ http://ozellamusic.com/ |
Vesala? Spontan muss ich diesen Namen zwangsläufig mit einem meiner Lieblingsmusiker in Verbindung bringen – den finnischen Schlagzeuger und Perkussionisten Martti Edward Vesala (1945-1999). Doch hier ist es nicht jener Vesala, sondern der 1981 geborene Trompeter Martti Vesala . Ob es hier eine verwandtschaftliche Verknüpfung gibt, ist mir nicht bekannt.
Musikalisch dürften sie sich jedoch sicher verstanden haben. Zwar ist des Trompeters Musik, wir finden alles eigene Kompositionen, nicht so verschachtelt und kunstvoll avantgardistisch ausgeprägt wie jene des Schlagzeugers und Komponisten Edward, doch kann ich mir eine Zusammenarbeit absolut gut vorstellen. Martti’s Musik ist auch erstaunlicherweise gar nicht so typisch nordisch/skandinavisch geprägt, wie man es üblicherweise aus jenen Staaten kennt.
So orientieren sich die Musiker recht stark an der Geschichte des Jazz afro-amerikanischer Prägung, ein gutes Beispiel dafür ist “Decline“, das in bester Hard Bop-Manier kraftvoll und leidenschaftlich swingt, dabei mit herrlicher Gestaltung durch den Saxofonisten Petri Puolitaival. Auch die übrigen Musiker gefallen mir ausgesprochen gut, auch der stete und einfallsreiche Antrieb durch den Schlagzeuger Ville Pynssi ist mitreißend.
Laut Pressemitteilung soll sich der Komponist mit seiner Heimatstadt Helsinki beschäftigt und versucht haben, die ihm von dort bekannten und eigenen Stimmungen musikalisch umzusetzen. So soll zum Beispiel “Smoke“ einen Morgen im bleichen Licht des finnischen Frühlings heraufbeschwören. Nun, unabhängig davon, dass ich mehr an amerikanischer Jazztradition in der Gestaltung vernehme, mag es zutreffen, dass diese persönlichen Eindrücke des Künstlers Einzug genommen haben in die Kompositionen. Aber noch einmal – “Headfirst“ zum Beispiel – das atmet für mich gewaltig den Miles Davis der Wende zwischen den Fünfzigern und Sechzigern. “So What“ fällt mir hier spontan ein. Zwar geht Puolitaival bei diesem Stück weniger in Richtung John Coltrane, aber etwas vom Sound eines Wayne Shorter hat offenbar Einzug gehalten.
Und so ist letztlich sehr lebendiger neuzeitlicher Jazz entstanden mit der Frische der frühen Sechziger, leidenschaftlich und zupackend vorgestellt, Musik, an der Jazzfreunde ihre wahre Freude haben sollten, auch Puristen dürften zugeneigt sein. Dieser Jazz klingt altmodisch und enorm frisch zugleich, Jazz voller Vitalität auf hohem Qualitätsniveau!
Trackliste
2 Decline (5:59)
3 Lumi 6:36)
4 Headfirst (4:45)
5 Carvings (6:22)
6 A Blessing In Disguise (5:24)
7 Soundpost (4:18)
8 Yamal (9:59)
Besetzung
Petri Puolitaival (tenor saxophone, flute & alto flute)
Joonas Haavisto (piano & Rhodes)
Juho Kivivuori (double bass)
Ville Pynssi (drums & percussion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |