Reviews

Streetmark

Eileen

Info Musikrichtung: Krautrock / Prog VÖ: 10.03.2017 (1977) (Sky / Sireena / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 40:35

Streetmark haben in der zweiten Hälfte der 70er Jahre vier Alben veröffentlicht, bei denen eine deutliche stilistische Zäsur zwischen den erst beiden und den letzten beiden Alben zu beobachten ist. Wer die Band nur von ihrem bekanntesten Song, der 1979 veröffentlichten recht erfolgreichen Single „Lovers“ her kennt, muss sich auf einen ganz anderen Sound einstellen.

Während sich Streetmark in ihren späteren Jahren stärker an einen kommerzielleren Sound herantasten, der in dem zu Recht so genannten „Disco dry“ gipfelt, spielten sie zu Beginn einen keyboardlastigen progressiven Krautrock in der Nähe zu Ramses. Besonders deutlich wird diese Krautrock Verankerung auf Eileen in dem mäandernden Instrumental „Passage“, das aber deutlich kraftvoll nach vorne strebt.

Das Highlight steht, wie so oft, am Anfang. Dorothea Raukes entfaltet in „Crazy Notion“ ihren Band typischen Orgelsound über dem von Manfred Knauf rhythmisch getriebenen Bassfundament. Die Verspieltheit, die im Krautrock so große Bedeutung hat, wird hier in einem melodisch rockigen Umfeld ausgelebt. So mischt man Anspruch mit Eingängigkeit.

Das gelingt auf Eileen nicht immer. „Dreams“ nimmt zwar mit gelegentlichen jazzigen Einschüben für sich ein, kann aber für die 12-Minuten keinen wirklichen roten Faden knüpfen. Der monotone Titelsong mit den ziemlich schwachen, eher gesprochen als gesungenen Vocals, ist fast als Ausfall zu bezeichnen – und was den Compiler eines Samplers damals dazu getrieben hat, die Band gerade mit dem völlig zerschwurbelten 1-Minüter „Tomorrow“ vorzustellen, ist wirklich nicht nachvollziehbar.

Was bleibt ist eine interessante Scheibe, die ihren Platz in jeder Kraut-Sammlung finden sollte, auch wenn es nicht durchgehend gelungen ist das Potenzial der Band wirklich zu nutzen.

Der Re-Release kommt im Digipack. Das Booklet enthält einen kurzen Text von Dorothea Raukes zu der Entstehung der einzelnen Stücke, Schwarz-weiß Fotos und die Lyrics.

Norbert von Fransecky