Reviews

Barbella, E. (Le Musiche da Camera)

Trios f. 2 Violinen und Violoncello (Hamilton-Trios)

Info Musikrichtung: Klassik VÖ: 20.01.2005 Tactus / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2002) / Best.Nr. TC 712701) Gesamtspielzeit: 55:05 Internet: Tactus Ensemble Le Musiche da Camera

Emanuele Barbella (1718-1777) wirkte den größten Teil seines Lebens in Neapel. Sein Handwerk gelernt hatte er bei den Nachfolgern Tartinis und auch beim berühmten L. Leo. Dass Barbellas Werke zu seinen Lebzeiten durchaus Anklang fanden, mag man daran ablesen, dass er die Protektion des englischen Gesandten am Hof von Neapel, William Hamilton, genoß, der im übrigen seinem Hobbie, der Vulkanologie, am Fuße des Vesuv mehr Aufmerksamkeit schenkte, als der Diplomatie. Barbella stand zudem als Violinvirtuose und wegen seiner menschlichen Qualitäten in hohem Ansehen.
Betrachtet man allerdings heute nüchtern seine 1772 in London publizierten, dem Gönner gewidmeten Hamilton-Trios, so ist zu konstatieren, dass seine kompositorischen Fähigkeiten nicht gleichermaßen bewunderungswürdig genannt werden können. Seine thematischen Einfälle sind zwar griffig und gefällig, jedoch werden sie zu keiner Zeit sinnvoll fortgeführt. Es bleibt vielmehr durchweg bei einer Art Phrasen-Patchwork, das bisweilen so unbeholfen und tolpatschig klingt, dass man meinen möchte, Mozart hätte in solchen Vorbildern die Anregung für seinen "Musikalischen Spaß" gefunden. Hier ein Lauf und da eine Terz, das ganze zweimal wiederholt, dann einmal moduliert und schließlich mit der Kadenz abgeschlossen, fertig ist die Sonate.

Da bleibt für die tapferen Musiker des Ensembles Le Musiche da Camera wenig zu retten. Sie machen auch nicht den Eindruck, als würden sie den "Patienten" ernsthaft zum Leben erwecken wollen. Gerade das Spiel der Violinen ist zwar technisch einwandfrei, aber so abwechslungsarm wie die Musik. Außerdem agieren die Ausführenden unnötig druckvoll und die enge, trockene Akustik des Aufnahmeortes verstärkt den dadurch ohnehin schon schneidenden Klangeindruck noch zusätzlich.

Sven Kerkhoff