Reviews

Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox

The Essential

Info Musikrichtung: Nostalgie/Pop/R&B VÖ: 30.09.2016 (Concord) Gesamtspielzeit: 68:00 Internet: http://postmodernjukebox.com/ http://www.promotion-werft.de/ http://www.concordmusicgroup.com/

Die Formation Postmodern Jukebox wurde vom Pianisten und Arrangeur Scott Bradlee 2009 gegründet. Damals war es dem Künstler eine Herzensangelegenheit und mit einfachen Mitteln wurde das Projekt angegangen. The Essential ist das aktuelle Album.
Achtzehn Songs sind das Ergebnis, jeweils mit anderen Gesangsinterpreten. Das ist interessant, festzustellen, wie vielseitig das Ergebnis ist, und wie man sich schnell eine Favoritin/einen Favoriten aussucht. Mir ging es jedenfalls so, und somit ist der Song “Maps“, starring Morgan James mein erklärter Favorit, und ich wünschte mir, diese hervorragende Sängerin hätte die ganze Platte bestritten!

Nichtsdestotrotz ist kein wirklich schlechter Beitrag dabei, lediglich die Interpretation des bekannten Songs “All About That Bass“, hier von Kate Davis vorgetragen, halte ich, zumindest gesanglich, nicht für einwandfrei gelungen. Insgesamt gesehen, stellt die Musik reinste Partystimmung vor, ja, hier kann fröhlich mitgefeiert werden. Irgendwann, bei irgendeinem Song, wird sicher Jede/r mitgerissen.
Sei es durch die extrem „rotzige“ Stimme von Haley Reinhart, den coolen Vortrag von Ariana Savalas (genau – die Tochter von Telly!), den kraftvollen Soul von Maiya Sykes inklusive des alten Zwanziger-Jahre-Feelings, wie auch bei “Stacy’s Mom“ zu vernehmen, den Vortrag der voller bluesiger Inbrunst singenden Miche Braden etc., etc…

Wie auch immer, gelungen ist die Darstellung der Stimmung von Musik aus vergangenen Jahrzehnten, mit Professionalität und Freude vorgetragen. An die Oberfläche des Interesses ist die Musik gespült worden mit sehr gut inszenierten Musikclips, in denen teilweise bekannte Popsongs in ein nostalgisches Gewand gepackt wurden, wie auf dieser Platte auch, man lausche nur einmal dem gut gemachten “My Heart Will Go On“.
Merkwürdig finde ich nur, dass Bradlee derart viel Erfolg hat mit Musik, die auch einiges aus dem Jazz- und anderen unpopulären Bereichen beinhaltet, und dass seine Interpretationen weit bis in die Dreißiger und Zwanziger zurückreichen, und von den seitdem so zahlreich angefallenen Klassikern grundsätzlich kaum jemand Notiz nimmt, offensichtlich haben nur wenige Interesse daran, sich mit Quellen zu beschäftigen und nehmen lieber das, was nostalgisch vorgesetzt wird. Nun, wenn es den Effekt hat, dass vielleicht nach den Quellen gefragt wird, dann allein hat diese Platte bereits Berechtigung, ungeachtet dessen, dass die Musik wirklich Spaß macht.

Ach, ehe ich es vergesse, dem Booklet ist noch ein kleines Rezeptbüchlein beigefügt worden, mit “Vintage Cocktails“, inspired by Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox. Prost!

Wolfgang Giese