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Reviews

Citizen K

Second Thoughts


Info

Musikrichtung: Mind Expanding Poplicious Psychedelic-Folk

VÖ: 27.1.2017

(Paraply Records)

Gesamtspielzeit: 89:57

Internet:

http://www.paraplyrecords.se/klas-qvist.html
http://hemifran.com/index.html

Mind Expanding Poplicious Psychedelic-Folk, das habe ich in Zusammenhang mit dieser Platte gelesen. Nun, das führt mich gedanklich weit zurück in meine Jugend, dieser Ausdruck riecht nach bewusstseinserweiternden Substanzen, ein wenig zumindest, denn auch der Begriff Pop wird schließlich gebraucht.
Im Juli 2011 fragte ich Klas Qvist (der wahre Name von Citizen K) anlässlich eines Interviews:
Welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Klas Qvist: Ich arbeite an einem neuen Album. Wir haben zwar noch kein Veröffentlichungsdatum dafür, aber wahrscheinlich wird es eine Doppel-CD.

Und das hat er nun vollbracht. Die Aufnahmen für diese Platte entstanden zwischen 2009 und 2016. Wer sich so viel Zeit lässt, wird wahrlich präzise und ausführlich gearbeitet haben. Nun, Qvist‘s Musik zeichnete sich bisher stets durch viel Sorgfalt in der Produktion aus und man merkte eindeutig, wie sehr ausgetüftelt Kompositionen und Arrangements waren.
Der am 4.August 1966 geborene Musiker kann auf einige Veröffentlichungen zurückblicken, “Somewhere Up North“ und “A Bit Further Up North“ als Citizen K, sowie unter eigenem Namen “Carried Away“. Schon damals klangen bereits viele Anleihen an die Popmusik der Sechziger durch, man konnte mit The Beatles oder The Beach Boys und anderen assoziieren und auch Phil Spector hinsichtlich der Produktionen war da nie fern.

Und die neue Veröffentlichung geht da noch einen Schritt weiter, gar viele Spielarten der Pop- und Rockmusik haben ihren Niederschlag gefunden. So verweise ich auf exemplarische Auffälligkeiten. Doch zunächst bietet eine mystische Cello-Einleitung den Nährboden für gedankliche Ausflüge in den Fernen Osten, im Hintergrund ist es das drohnenhafte Dauergeräusch, das mich dahin leitet. Doch kein indisches Saiteninstrument ist es, das sich dann hinzuschleicht, nein, es ist die Autoharp, bevor der Song dann auf der Basis akustisch gespielter Rhythmusgitarre die sehr harmonische Pop-Richtung einschlägt.

Der zweite Song wartet mit viel Harmonie auf, das wandert in Richtung der Beatles, doch nur solange, bis das rockige Schlagzeug einsetzt. Schon jetzt versteht es Klas, zu verwirren. Die ansatzweisen Gedanken an eine bestimmte Musikrichtung müssen Haken schlagen, und so geht es im Verlauf der beiden Silberscheiben munter weiter. Der „Übersong“ ist dann das Titelstück, schon wieder werde ich süchtig nach diesen unendlich schönen Harmonien, verfalle in harmonische Stimmung, bis es dann “Hang On To Your Sanity“ ist, das ganz gewaltig und eindeutig in Richtung der Rolling Stones steuert, und auch Klas singt hier mit ungewöhnlich rauer Stimme, die, nebenbei bemerkt, nicht unbedingt passend ist, hier fehlt dann doch der letzte Druck für solch einen Rocker.

Die Musik der zweiten CD scheint mir ein wenig anders zu klingen, jedenfalls strahlt sie eine geringfügig andere Atmosphäre aus, hier scheint sich Klas etwas mehr auszutoben in den Arrangements und versteckt so manche Spielerei in den Songs, das wiederum passt genau in jene Zeit der Sechziger, als zum Beispiel auch die Beatles und die Beach Boys begannen zu experimentieren.
“In Holland“ ist sehr schön, mit Loops angereichert, wunderbarem Harmoniegesang ausgestattet, auf “Wasps & Cars“ treffen wir auf “backwards effects“ und “Something Truly Magic“ strahlt mit dem erneuten Einsatz der Autoharp und der Mundharmonika eine magische Atmosphäre aus, bei “When Birds Fly South“ erinnert der Gesang stark an Bands wie Crosby, Stills, Nash & Young oder America, das ist einer meiner liebsten Songs der Kollektion.

Insgesamt ist die zweite CD auch eingängiger, einheitlicher und mehr wie aus einem Guss, und die mir liebere Platte. Auch Songs wie “The Band In The Attic“ zählen für mich zu den schönsten der Doppel-CD, obwohl im Grunde genommen eine Perle an die andere gereiht ist, so dass es mir eigentlich schwer fällt, überhaupt einen Favoriten zu nennen. Traumhaft auch der Schluss – “Citizen K’s Dream“, ein butterweicher Song, der einen wie Watte warm umhüllt, toll, wie dazu eine Blockflöte jubiliert…

Leute – hört doch endlich einmal zu, was sich hier im Laufe der Jahre im Verborgenen entwickelt hat.
Popmusik vom Feinsten, mit mannigfaltigen Quellen in den Sixties und Seventies, Musik, die es zu entdecken gilt, der man endlich beide Ohren leihen sollte! Brillante, äußerst harmonische und melodische Popmusik mit teils psychedelischen Ansätzen, mitunter in eine märchenhafte Atmosphäre getaucht, mit tollen Kompositionen, fantastischen Hooklines, feinsten Arrangements und professioneller Ausführung, was will man mehr? Ab in die Charts! Doch dafür ist die Musik vielleicht schon wieder zu gut…
Anyway – Klas – you deserve to be a true pop star! This is first class!



Wolfgang Giese

Trackliste

Disc 1:

1 Mindexpander Parts 1 & 2 (6:01)
2 Song Of Adjustment (2:58)
3 Siamese Twinkle Star (0:41)
4 Train Of No Forgiveness (3:40)
5 She Will Probably Tell You (3:19)
6 And Now, Let’s Turn The Page, Said The King (0:32)
7 King Of Second Thoughts (3:48)
8 Hang On To Your Sanity (3:24)
9 Remembering Helena (0:57)
10 Floor Thirteen (5:09)
11 Empty Chair (3:43)
12 Just Once More (Second Hand Opinion) (5:58)
(all songs written by Klas Qvist)

Disc 2:

1 In Holland (4:53)
2 Wasps & Cars (9:35)
3 Dutch Coffee (1:39)
4 So This Is Life (I Didn’t Know) (5:18)
5 When Birds Fly South (2:58)
6 Something Truly Magic (3:19)
7 I Think You’ve Been Cheated Too (4:22)
8 Rest Your Head (3:05)
9 (This Is) Our Town (4:14)
10 The Band In The Attic (6:10)
11 Citizen K’s Dream (4:17)
(all songs written by Klas Qvist)

Besetzung

Klas Qvist (lead & backing vocals, acoustic & electric rhythm guitars, electric lead guitar, grand piano, Hammond organ, keyboards, autoharp, percussion, slide whistle, handclaps, lap steel, backward effects, blues harp, piano)
Emma Augustsson (cello)
Tobias Walka (bass guitar, electric rhythm guitar, harmony vocals, percussion, additional electric lead guitar, loops, handclaps, severe editing and splicing, bass pedals)
Kim Gunneriusson (drums, space guitar, electric slide guitar)
Annika Larsen (harmony & backing vocals, recorder)
Christer Rudmyr (electric lead guitar)
Anders Nilsson (keyboards)
Peter Roswall (drums, additional swing type drumming)
Magnus Ericson (blues harp)
Berra Karlsson (pedal steel guitar)
Jonas Nordin (orchestral mayhem)
Ingela Ernst (100 % authentic merry-go-round laughter)
Johanna Lillvik (lead & backing vocals)
Peder Lundgren (lead vocals)
Jens Ekelin (electric lead guitar)
Mikael Karlsson (electric rhythm & lead guitars, percussion)
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So bewerten wir:

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