Reviews

Seth Lakeman featuring Wildwood Kin

Ballads of the Broken Few

Info Musikrichtung: Singer/Songwriter, Folk VÖ: 27.01.2017 (Cooking Vinyl / Red Essential / Sony) Gesamtspielzeit: 42:22 Internet: http://www.sethlakeman.co.uk http://www.musicmatters.de

Ballads of the Broken Few heißt das bereits achte Studioalbum von Seth Lakeman, dem britischen 'New Folk Hero', wie die Times einmal schrieb. Seit 1994 ist er im Musikgeschäft unterwegs. Damals erschien das erste Album von The Lakeman Brothers mit seinen beiden Brüdern Sean und Sam. Später spielte er bei Equation – eine Art Kaderschmiede des britischen Folk, der unter anderem auch Kate Rusby, Kathryn Roberts und Cara Dillon entstammen – und beim Debütalbum von Cara Dillon, bevor er sich als Solokünstler einen Namen machte und seit seinem Solodebüt 2002 einer der großen Künstler in der New Folk Szene ist.

Und das beweist er mit seinem neuen Album abermals. Unterstützt von dem Damen-Trio Wildwood Kin (Gesang), Ben Nicholls (Bass) und Produzent Ethan Johns (Percussion, Gitarre) hat Seth Lakeman einen großen Wurf gelandet, auch wenn man in einigen Kritiken etwas anderes lesen kann. Sicherlich, für Puristen ist Ballads of the Broken Few eventuell schwer verdaulich. Doch genau das macht den Reiz der Musik aus, dass sie eben nicht traditionell im eigentlichen Sinne ist, sondern einen ganz eigenen Spirit besitzt, den so nur Seth Lakeman bietet. Die Musik ist überraschend ruhig ausgefallen, dabei aber nicht langatmig oder gar langweilig. Im Vordergrund steht sein Gesang, der von den Gesangsharmonien Wildwood Kins umschmeichelt wird und großartige Gesangsarrangements offenbart, die sicherlich auch für sich alleine stehen könnten. Dazu gesellt sich das Geigenspiel Seth Lakeman, welches teils leidend, teils als Bordun angelegt den Songs Würze gibt. Stellenweise hört man schneidende Gitarrentöne als ergänzenden Kontrast, ohne den Gesang jedoch aus dem Vordergrund zu drängen. Die sehr guten sieben Eigenkompositionen harmonieren gut mit den ausgewählten Traditionals und dem Coversong “Anna Lee“ von Levon Helm. Wenn man nicht weiß, von wem welcher Song stammt, wird man das ob der Homogenität der gesamten CD kaum erkennen. Das heißt aber nicht, dass alles gleich klingt. In dem sehr eigenen Klangkosmos gibt es enorm viel Abwechslung durch die herausragenden Arrangements und der tollen Produktion durch Ethan Johns (der u.a. schon so unterschiedliche Künstler wie Ryan Adams, Kings Of Leon, Paul McCartney oder Tom Jones produzierte).

Ballads of the Broken Few ist ein ganz starkes Album, welches jedem aufgeschlossenen Folk-Fan ans Herz gelegt ist. Seth Lakeman beweist einmal mehr, dass er zurecht zu den wegweisenden Pionieren der britischen Folkszene gehört und sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht. Sehr empfehlenswert!

Ingo Andruschkewitsch