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Images - Jeux - La plus que lente
Info
Musikrichtung:
Impressionismus Orchester
VÖ: 28.10.2016 (San Francisco Symphony / SACD hybrid / 2013-14 / Best. Nr. SFS 0069) Gesamtspielzeit: 60:21 |
FARBSATT
Das Besondere an dieser Aufnahme mit Orchesterwerken von Claude Debussy ist die satte Farbigkeit und kraftvolle Bewegtheit der Musik. Dirigent Michael Tilson Thomas und die mit erlesener Klangkultur aufwartende San Francisco Symphony machen ernst mit Debussys Bemerkung, nach der Musik aus Klangfarben und rhythmisierter Zeit besteht.
Bevorzugen die meisten anderen Interpreten einen oft etwas distanzierten, pastellenen Mischklang in eher sanfter Bewegung, so hebt die amerikanische Formation die Farbintensität und die innere Differenzierung der Instrumente etwas an, setzt auf satte dynamische Kontraste bei gleichzeitigen feinsten Abstufungen und eleganter Beweglichkeit im Detail. Dies ist ein Debussy, der von einem missverstandenen, blässlichen "Impressionismus" befreit ist (er selbst hat diese Bezeichnung bekanntlich auch abgelehnt).
Von der famosen Aufnahmetechnik unterstützt, gelingt es, einen sinnlich schillernden, wunderbar runden und ausgewogenen Gesamtklang zu erzeugen, der Debussys meisterhafte Orchestrierung eindrucksvoll zur Geltung bringt. Dieser Debussy hat "Körper" und eine gewisse Spannkraft, bleibt dabei allerdings immer noch sehr elegant und unangestrengt.
So schaffen die Musik bei den Images Klangräume voller klarer Konturen, überraschender Aktionen, blitschneller Szenen- und Beleuchtungswechsel und versetzt den Hörer in eine imaginäre schottische, iberische oder französische Landschaft, die man sehen, spüren, riechen kann.
Die späte Ballettmusik Jeux gerät zu einem Orcherstkaleidoskop aus immer wieder neuen Texturen, die ähnlich wie die Bilder eines Films keine wirklichen Wiederholungen kennen. Man versteht, warum es für die Avantgarde nach 1945 in Frankreich eine solche Bedeutung erlangen konnte, klanglich wie formal. Bemerkenswert, wie das Orchester hier einen großen Bogen über die vielgestaltige Musik schlägt und die Atmosphäre durweg spannungsvoll gestaltet, so dass sie während der rund 19 Minuten zu keinem Moment "durchhängt" oder auseinanderfällt.
Gewichtige "Zugage" schließlich ist die Orchsterfassung eines Klavierwerks: La puls que lente ist ein Walzer, die Musik zu einem imaginären inneren Film, dessen traumartig wiegender Drehung man sich nur allzu gerne überlässt. Cimbalon-Klänge verleihen dem Stück eine besondere Exotik - allein dieses melancholisch-ätherische Stück lohnt die Einspielung.
Georg Henkel
Trackliste
06 Jeux 18:26
07 La plus que lente 6:31
Besetzung
Michael Tilson Thomas, Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |