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Große Messe c-moll
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 09.01.2017 (Carus / Note 1 / CD / 2016 / Best. Nr. Carus 83.284) Gesamtspielzeit: 56:06 Internet: Kammerchor und Hofkapelle Stuttgart |
EDITION SCHLÄGT INTERPRETATION
Viele Legenden ranken sich um Mozarts unvollendete c-moll-Messe. Schwierigkeiten bereitet die Aufführung des Fragments, weil vor allem beim Sanctus, Hosanna und Benedictus keine vollständige Originalfassung zur Stimmverteilung vorliegt, aber auch, weil die beiden überlieferten Sätze des Credo nicht alle Instrumentalstimmen abbilden. An entsprechenden Ergänzungs- bzw. Rekonstruktionsversuchen hat es schon in der Vergangenheit nicht gefehlt. Einen weiteren Ansatz hierzu liefert jetzt die neue, kritische Edition von Frieder Bernius und Uwe Wolf, die im Carus-Verlag erschienen ist und mit dieser CD vorgestellt wird.
Wolf und Bernius gelangen in der Edition zu einer organischen Lösung, welche die Ergänzungen diskret, aber stimmig vornimmt. So wirkt die Musik tatsächlich vollständig wie aus Mozarts Hand und in seinem Geiste komponiert.
Bedauerlich ist, dass die Einspielung dieses Resultat nicht durchweg auf dem heutigen Qualitätsstandard der historischen oder historisch informierten Aufführungspraxis wiedergibt. So manche Streicher- und Bläserfiguren kommen ohne eigenen Charakter erstaunlich banal, teils sogar behäbig bis bräsig daher. Da vermisst man dann doch immer wieder den dramatischen Schwung, aber auch den augenzwinkernden Humor. Überdies nimmt Bernius die dynamischen Abstufungen weitaus konsequenter vor als die Differenzierung der Tempi – nach dem düsteren Kyrie setzt sich etwa das jubilierende Gloria viel zu wenig ab. Hinzu kommt ein eher aus der Ferne tönendes und dadurch leicht verwaschenes Klangbild. Der Chor singt oft wie mit angezogener Handbremse, so als wolle er jeden Anschein von Emphase vermeiden.
Die durchaus nicht wenigen lichten Momente, in denen Bernius mit dem Kammerchor und der Hofkapelle Stuttgart zeigen, dass sie ihren Mozart auch brillanter und konziser auszuführen vermögen, machen diese Defizite nur um so schmerzlicher hörbar. Die Vokalsolisten agieren auf solidem Niveau, wobei vor allem die Sopranistin Sarah Wegener eine gute Figur macht.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Neue, kritische Edition,
ergänzt und herausgegeben von Frieder Bernius und Uwe Wolf
Besetzung
Sophie Harmsen: Mezzosopran
Colin Balzer: Tenor
Felix Rathgeber: Bass
Kammerchor Stuttgart
Hofkapelle Stuttgart
Frieder Bernius: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |